Guten Morgen liebe Mitstreiter,

ich hab da ein Problem und möchte gern mal Eure Meinung dazu hören:

Ich habe zur RA-Fachangestellten umgeschult und bin seitdem (18 Jahre) in der gleichen Kanzlei angestellt. Ich bin Einzelkämpferin für einen Anwalt, fühle mich wohl in der Kanzlei auch das Arbeitsklima ist ok, keine Wutausbrüche o.ä. Wenn zB persönliche Termine (Arzt) innerhalb der Arbeitszeiten anstehen, ist das gar kein Problem. Da kann ich später kommen und ich muß diese Zeit auch nicht immer nacharbeiten. Der einzige Haken ist das Gehalt! Seit über 10 Jahren auf gleichem Niveau, mein netto liegt unter € 1000,-., ich wurde sogar mal über ein halbes Jahr auf 6 Stunden runter gesetzt wg. der wirtschaftlichen Lage.
Auf Gehaltsfragen reagiert mein Chef sehr unwirsch und meint immer, dass eine Gehaltserhöhung steuerlich für ihn nicht darstellbar ist. Da ich Mädchen für alles bin, weiß ich auch, wie es um die Finanzen steht und er in gewisser Weise recht hat. Aber auf der anderen Seite wurde für ein Jahr lang eine doppelte Kanzleimiete gezahlt, da wir unbedingt in größere Räume umziehen mussten, und aus dem alten Mietvertrag nicht eher raus kamen. Der Umzug musste sein, da wir mehr Anwälte „einstellen“ wollten, was letztendlich fehlgeschlagen ist. So dass nun wieder ein großer Teil der neuen Kanzleiräume leer steht und wir für leere Räume Miete zahlen.
Aber es bleibt kein Geld für die einzige Mitarbeiterin übrig!
Jetzt nun hab ich ein für mich eigentlich unschlagbares Angebot in einer anderen Kanzlei bekommen: Einstiegsbruttogehalt gleich mal € 300 höher als mein jetziges Gehalt mit der Option nach Probezeit nochmal € 100 mehr. Auch dort wäre ich Einzelkämpferin für 1 Chef.

So nun schwankt meine Stimmung - ähnlich wie beim Teenie - (ich bin aber schon 50) zwischen Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Es freut mich dass mich jemand zu den Konditionen einstellen will und in meinem Alter ist das ja auch nicht grad als normal anzusehen. Und auf der anderen Seite möchte ich hier aber eigentlich nicht weg.
Am Montag werde ich den AV unterzeichnen und Dienstag dann kündigen, am letzten Tag der Kü-Frist (6 Wochen z Quartalsende)
Nun weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob ich jetzt meinem Chef gegenüber schon eine Andeutung mache, etwa so:
„Ich habe ein sehr gutes Angebot von einer anderen Kanzlei Am Montag entscheidet sich ob ich dort eingestellt werde und den AV unterzeichne. Dann muß ich am Dienstag bei Ihnen kündigen.“
Meine geheime Hoffnung wäre, dass er übers WE drüber nachdenkt (dass als Schuß vor den Bug erkennt) und vielleicht einlenkt.
Ich weiß nicht ob es richtig ist, ihn jetzt schon von meinen Absichten in Kenntnis zu setzen. Was würdet Ihr an meiner Stelle machen?????

Wenn Du sicher bist, dass Du den anderen Job bekommst und Du ihm noch eine Chance einräumen willst, ggf. selbst über eine Gehaltserhöhung nachzudenken, dann würde ich das durchaus machen. Ich hoffe für Dich nur, dass - sollte er das nicht machen - die andere Stelle genauso super ist. Denn Geld alleine machts nicht.

Ich persönlich würde nicht versuchen, den Chef mit der beabsichtigten Kündigung unter Druck zu setzen. Entweder er kann und will freiwillig für ordentliche Arbeit ein ordentliches Gehalt zahlen oder eben nicht. Wenn vernünftige Argumente für eine Gehaltserhöhung (wie z. B. der Inflationsausgleich) nicht fruchten, dann nützen i. d. R. auch keine Drohungen mit Kündigung. Ich würde - ohne die Kündigung zu erwähnen - nach einer Gehaltserhöhung fragen, wenn Dir an der jetzigen Stelle so viel liegt und dann vorschlagen, dass er am Wochendende mal darüber nachdenken und Dir am Montag Bescheid gibt.

Ich weiß nicht ob es richtig ist, ihn jetzt schon von meinen Absichten in Kenntnis zu setzen. Was würdet Ihr an meiner Stelle machen?????

Würde ich schon machen. Denn für mehr Geld würdest du ja auch da bleiben wollen.

Obwohl ich den Vorschlag von Pitt schon auch gut finde! Sie hat schon recht damit, dass er dich ja eigentlich von sich aus mehr würdigen müsste

Du brauchst das einfach zum Leben! Wie kommst du eigentlich klar mit dem Hungerlohn? Mir wird echt immer ganz mulmig, wenn ich sowas lese...

Also wenn du eigentlich dort nicht weg möchtest und nur wechselt weil es bei der anderen Stelle mehr Geld gibt dann würde ich schnellstens mit meinem Chef sprechen. Vielleicht findet ihr zusammen eine Lösung die für beide tragbar ist. Bei mir war die Situation vor ein paar jahren auch so und nun hab ich mehr Geld und weniger Stunden. meine Chefs wollten mich nicht gehen lassen aber konnten auch nicht mehr zahlen. Wir haben uns dann auf einen sehr guten mittel Deal geeinigt.

Geld allein macht nicht glücklich, aber es beruhigt ungemein. Wenn deinem Chef an dir so viel liegen würde, dann wäre er deinen scheinbar schon mehrfachen Bitten nach einer Gehaltserhöhung ja wohl nachgekommen.

Wenn dein Herz an der Kanzlei und deinem Chef hängt - was ich verstehen kann, ich bin auch so eine treue Tomate (aber ich werde vernünftig dafür bezahlt) -, dann rede vor dem Wochenende noch einmal mit ihm. Vielleicht kommt er dann doch noch zur Vernunft.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück und lass uns mal von dem Ergebnis wissen.

Ja vielen lieben Dank erstmal für eure zahlreichen Antworten, Vorschläge und Mitgefühl

Tja man kommt schon grad so über die Runden mit dem Geld, wenn man noch einen lieben Mann hat, der in etwa so verdient, wie ich es bald könnte und wenn man noch etwas "Reserve" hat und solange nix anderes dazwischen kommt. Aber die Reserve ist jetzt aufgebraucht und wir haben auch niemanden mehr den wir mal beerben können...

Ich hab ja bis zum Feierabend noch etwas Zeit (17 Uhr) um mir zu überlegen, wie ich es anstellen werde.

Ich würde - ohne die Kündigung zu erwähnen - nach einer Gehaltserhöhung fragen, wenn Dir an der jetzigen Stelle so viel liegt und dann vorschlagen, dass er am Wochendende mal darüber nachdenken und Dir am Montag Bescheid gibt.

Es wird wohl auf diesen Vorschlag von Pitt hinauslaufen.

Ich hoffe für Dich nur, dass - sollte er das nicht machen - die andere Stelle genauso super ist. Denn Geld alleine machts nicht.

Ja dass weiß ich nur zu gut. Deshalb bin ich ja auch noch hier, aber die Zeit läuft gegen mich und auch später für die Rente siehts bei dem Gehalt noch schlechter als schlecht aus.

ja eben! Deswegen kann ich den Spruch "Geld ist nicht alles" einfach nicht mehr hören.

Du warst ja schließlich im Vorstellungsgespräch und hast auch einen guten Eindruck vom neuen Chef. Ich finde auch gut, dass er dich in deinem Alter noch einstellt. Da hört man ja auch oft ganz andere Geschichten. Obwohl die 1600 dann immer noch recht wenig sind, ist es doch aber ein Schritt in die richtige Richtung.

berichte dann mal am Montag!

Mach ich und nochmals vielen vielen Dank und ein schönes WE wünscht Karina

gkutes hat geschrieben:ja eben! Deswegen kann ich den Spruch "Geld ist nicht alles" einfach nicht mehr hören.

Kann man sehen wie man will. Ich weiß wovon ich rede. Ich hatte eine Stelle in der bayerischen Großstadt und hab diese für weniger Geld dran gegeben, weil mir meine Freizeit und meine Gesundheit, zu der ich auch mein Nervenkostüm zähle, um einiges mehr wert sind als 300 € mehr oder weniger. Ist letztendes jedermanns eigene Entscheidung. Aber mir könnte jemand mehr bieten; hier werde ich freiwillig nicht mehr weggehen. Ich hab tolle Chefs und ich habe genug erlebt in anderen Kanzleien, um zu wissen, dass das halt leider nicht an der Tagesordnung ist. Und darum ist für mich tatsächlich "Geld nicht alles".