Legal Assistant - RAfaZ - Ein Berufsbild Im Umbruch

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Andreas

#41

12.01.2008, 13:23

Ich denke, die Kluft zwischen "Wald-und-Wiesen-Kanzlei", sprich, der regional tätigen Kanzlei, die den Mandanten vor Ort bedient, und dem Wirtschaftsunternehmen Kanzlei, das international ausgerichtet ist, wird immer größer werden.

Letztere stellen eine regelrechte Wirtschaftsmacht dar; ich kenne Kanzleien, die Übernahmeangebote großer US-Lawfirms bekommen haben, die damit wohl eine marktbeherrschende Stellung einnehmen wollen.

Wenn es dazu kommt, werden wir alle uns nicht nur auf eine Amerikanisierung unserer Arbeitsverhältnisse, sondern auch auf wesentlich andere Aufgabenfelder einstellen müssen.

Wohl dem, der dann schon so weit ist, sagen zu können:

Ich bin dabei, ich kann's - hab ich schon gelernt !
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schneeflocke
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#42

12.01.2008, 13:35

@andreas

Ein Azubi von mir ist in so eine Kanzlei gelandet, wie Du sie oben beschreibst, die haben viel mit Schiffen zu tun und mit Zahlen, die ich nicht einmal auf Anhieb schreiben könnte...... so viele Nullen stehen dahinter.....

Mein Ex Azubi hat es als 6-ser im Lotto empfunden, als sie dort angenommen wurde vor ca. 5 Jahren. Sie ist heute immer noch dort, sehnt sich aber nach unsere Dorf-Kanzlei zurück.

Erst fand sie es spannend, auf die Weltuhren gucken zu müssen, um festzustellen, ob man den Partner in Übersee oder sonstwo schon anrufen kann....... heute sagt sie...... dass ist nicht wirklich das was sie wollte, was ihren Beruf ausmacht und sie vermißt unsere Kanzlei zutiefst, den direkten Mandantenkontakt, das Ausfüllen der PKH Formulare, sie vermißt es, wenn Mandanten während der Wartezeit ihr Herz bei uns ausschütten usw......

Sie würde sofort wieder zu uns zurückkommen, auch wenn sie deutlich weniger bei uns verdienen würde. Bei uns menschelt es mehr, wie sie immer sagt.

Ich denke, wir reden hier tatsächlich von einem ganz anderen und neuen Berufsbild......

Wer weiß, ob es in einigen jahren die kleine Kanzlei um die Ecke noch geben wird? Vielleicht werden dann Scheidungen direkt bei der Stadt gemacht, dort wo man auch heiratet. Vielleicht werden Unfälle direkt über die Versicherungen ohne Zwischenschaltung eines Anwaltes erledigt, vielleicht wird alles anders werden......so, wie wir es uns jetzt nicht ausdenken können, weil es uns so abwegig erscheint?!

Nichts wird so bleiben wie es jetzt ist. Gar nichts. Aber besser wird es dadurch nicht unbedingt. Nur anders eben. Und der Mensch bleibt auf der Strecke. Der alte Mensch vor allen Dingen. Und alt ist man im Berufsleben schon mit 40.
Gast

#43

12.01.2008, 13:46

Ja es ist halt wirklich so, dass man immer auf dem neuesten Stand bleiben muss. Die Zeiten in der man in einer Firma gelernt hat und nach 45 Jahren von dort in Rente gegangen ist, sind doch längst vorbei. Man muss einfach flexibel bleiben, ob man will oder nicht.

Und dass alles Größer wird ist doch schon lange bekannt, warum sollte es die Anwälte und damit uns nicht treffen....
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Gruftie
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#44

12.01.2008, 13:46

@Schneeflocke: Da muss ich Dir leider zustimmen. Hier in Berlin tendiert auch alles mehr zu Großkanzleien und die kleinen haben immer mehr zu kämpfen, obwohl es dort - meiner Meinung nach - viel menschlicher zugeht. Ich arbeite auch lieber in einem kleinen Büro, in dem ich die Kolleginnen und Kollegen kenne und auch einen guten Kontakt zu meinem Chef habe. Wir sitzen auch immer alle in der Mittagspause zusammen und feiern auch die Geburtstage zusammen. Ich glaube nicht, dass das in einer Kanzlei möglich wäre, die über drei Etagen verteilt ist...da bleibt bestimmt viel menschliches auf der Strecke. Und hat der Mandant da wirklich einen Ansprechpartner oder wird er nicht von Anwalt zu Anwalt verschoben?
Ich will damit nicht sagen, dass ich Änderungen oder Neuerungen nicht gut finde, aber irgendwie gefällt mir das Projekt Großkanzlei mit ihren lediglich wirtschaftlich ausgerichteten Interessen nicht.
Aber vielleicht hat ja da jemand andere Erfahrungen...
Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Versuche zu lächeln, auch wenn die Traurigkeit Dich zu ersticken droht…
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#45

12.01.2008, 13:52

Ich kann dem allen was ihr hier schreibt nur zustimmen. Ich selbst arbeite seit 9 Jahren als ReFa in einer mittelgroßen Kanzlei in einer kleinen Großstadt. Hier gibt es massig Kanzleien, es gibt eine Großkanzlei, die sich tatsächlich auf Gesellschaftsrecht und auch viel englischsprachig haben. Dort bekommen die Leute sogar regelmäßigen Lega-English unterrichtet. Von sowas kann ich natürlich nur träumen. Ich arbeite auch in einer mittelgroßen Kanzlei mit "familiärem" Flair. Wir verstehen uns eigentlich alle sehr gut. Deswegen hocke ich auch seit 8 Jahren da drin.

Nun ist allerdings für mich die Zeit gekommen, dass ich mich dringend fortbilden muss bzw. möchte. Ich spiele derzeit mit dem Gedanken den Rechtsfachwirt zu machen.... und jetzt höre ich was von "Legal Assistent".. hört sich natürlich schick an aber ob es in allen Kanzleien, die abseits von einer "richtigen" Großstadt liegen, etwas bringt Legal-Assistenten zu beschäftigen halte ich für fraglich. Selbst als ausgelernter Rechtsfachwirt hat man bei uns Probleme angemessen beschäftigt und bezahlt zu werden... wo soll das denn noch hinführen???
Gast

#46

12.01.2008, 14:09

Ach und frag doch mal die Anwälte was nen Rechtsfachwirt ist? Die gucken dich mit ganz großen Augen an!! So toll und supi ist auch der Lehrgang nicht.....
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schneeflocke
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#47

12.01.2008, 14:23

Alles in allem kann man nur dazu raten "Ruhe zu bewahren."

Nur weil ein Beruf plötzlich einen international klingenden Namen hat, weil ach so tolle Fächer unterrichtet werden sollen....... es wird doch nur mit Wasser gekocht.

Meine Mama ist eine gelernte Kaltmamsell, (sie ist für kalte Speisen, Buffetts zuständig gewesen)

Dann wurde der Party Service draus und irgendwann übernahm das Genre die Event Agentur..... die solche Sachen ausgerichtet hat.....

Vom Prinzip her ist es aber immer das Gleiche geblieben. Sachen planen, einkaufen, zubereiten, organisieren. anrichten usw......
:wink:

Meine Mutter hatte zuletzt eine derart komplizierte Berufsbezeichnung gehabt gepaart aus englisch und französisch klingenden Wörtern...... aber gemacht hat sie jahrzehntelang irgendwie immer das selbe, das Aufgabengebiet ist zwar größer geworden, aber der Kern blieb, so wird es auch bei uns und in jedem anderen Beruf sein.

Die Krankenschwester heißt ja auch nicht mehr Schwester sondern Geundheits- und Krankenpflegerin...... oder so ähnlich...... sie trägt also die Bettpfannen unter einem anderen Namen über die Flure spazieren.

Klar, werden wir alle viel lernen müssen,um auf den neusten Stand zu bleiben......aber die neue Berufsgruppe muss sich erstmal bewähren.
Sylvia1964
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#48

12.01.2008, 14:30

Hallo,
ich sehe die Diskussion eher gelassen. Es gibt viel Papier und wohlklingende Namen. Zählen tut am Ende aber der Lebenslauf und die Arbeitsgeberzeugnisse der Vergangenheit, die mit sehr viel mehr Bedeutung belegen, was man gemacht hat und wie man sich im Tagesgeschäft bewährt.

Aufgrund meines Alters habe ich auch noch einen Re-No Gehilfenbrief. (Schlecklicher Begriff !!)

Da müßte ich mich jetzt eigentlich schlecht fühlen, da sich hier wohl überwiegend ReFas, NoFas Bürovorsteher und Rechtsfachwirte tummeln. Gehöre ich deswegen zu den kleinsten Lichtern????

Da ich weiß, was ich jeden Tag an Arbeit hinter mich bringe, hab ich aber kein "minderwertiges" Gefühl den ReFas, NoFas und Fachwirten gegenüber. Und auch die Legal-Assistans machen mir keine Furcht.

Was immer nötig sein wird, ist der Wille zur Weiterbildung. Egal, ob man Gehilfe ist oder etwas "Wohlklingenderes". Dann aber Weiterbildung konkret auf den Berufsbedarf bezogen. Diese Bildung vermittelt in den seltensten Fällen ein vorgefertigtes Berufsbild. Diese Anforderung definiert später die Praxis.


Schönes Wochenende wünscht: Sylvia
Gast

#49

12.01.2008, 14:30

Da haste Recht, also immer schön locker durch die Hose atmen :wink:
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schneeflocke
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#50

12.01.2008, 14:34

Sag ich doch :wink:
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