Gerhard Menzel (9.6.1934 - 8.3.2018), Notariatsrevisor a.D.

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Martin Filzek
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Beruf: Fachbuchautor KostenO/GNotKG), freibeuflicher Dozent, früher Notariatsmitarbeiter bzw. -BV

#1

14.03.2018, 18:48

Gerhard Menzel (9.6.1934 – 8.3.2018), Erinnerungen

Es war vorgestern Abend, als ich beim Nachsehen im E-Mail-Eingang die traurige Nachricht von der Notarkammer Berlin erhalten habe, dass Herr Menzel am 8. März 2018 verstorben ist.
Im Januar noch hatten wir telefonisch Kontakt und Herr Menzel war froh, nach einem Sturz im letzten Jahr wieder in seiner eigenen Wohnung in der Xantener Straße zu sein und sich wieder weitgehend selbst versorgen konnte, so dass ein für den 30. Mai 2018 geplantes Seminar zum Notarkostenrecht im Ratskeller Charlottenburg stattfinden sollte, wobei ausgemacht wurde, dass ich ihn mit dem Auto vor der Haustür seiner Wohnung abhole.
Es ist schwer zu begreifen, dass dies nun doch nicht mehr möglich sein wird und Herr Menzel die Seminarteilnehmer und mich nun nicht mehr unterstützen und erfreuen kann durch seine Mitwirkung mit stets hilfsbereiten und kompetenten Ratschlägen aus der Praxis seiner langjährigen Tätigkeit als Vors. Richter am Landgericht und Notariatsrevisor und anschließender Beratungstätigkeit für Notare bei der Berliner Notarkammer. Unvergessen werden auch seine auf umfassender Bildung und historischem Interesse basierenden Betrachtungen zum aktuellen Zeitgeschehen bleiben sowie die in den Seminarvortrag eingebauten Gedicht-Rezitationen z. B. von Gottfried August Bürger (Der Kaiser und der Abt, mit Hans Bendix dem schlauen Schäfer), Schillers Glocke oder Anekdoten aus der Zeit Friedrich des Großen.
Bei allem zeichnete ihn ein großes Verständnis für die Notarinnen und Notare aus. Unvergessen sein gelegentlicher Bericht über die Notarprüfung bei einem älteren Ehepaar, das in einem wohl nicht mehr so belebten Notariat auf die Frage, wo denn die Urkundenrolle sei, zu der Frage der Ehefrau an den älteren Notar geführt hat „Schlumpelchen, wo haben wir denn die Urkundenrolle?“. Hin und wieder erhalte ich Anrufe von älteren Notaren, die wegen Erreichen der Altersgrenze an den Seminarankündigungen nicht mehr interessiert sind und aus dem Verteiler gestrichen werden möchten, die dann häufig noch von früheren Notarprüfungen durch Herrn Menzel schwärmen, der stets auf eine verständnisvolle und ermahnende Behandlung bei nicht optimalen Dingen, wo dies vertretbar war, hinauslief, anstelle von förmlich-distanzierten Beanstandungen, wie sie in späteren Generationen jüngerer Notarprüfer häufiger vorkamen. „Da kommen so smarte und aalglatte Burschen, wie schön war es doch mit Herrn Menzel“ sagte mir vor einem Jahr etwa ein früherer Notar.
Höchstes Ansehen genoss Herr Menzel auch bei den Notariatsangestellten, die er immer auch namentlich in den Prüfungsberichten erwähnte und denen er auch durch seine umfassende Referententätigkeit bei Seminaren des örtlichen RENO-Vereins und anderen Veranstaltungen gern unterstützte. Ein älterer Bürovorsteher, der als junger Mensch einige Zeit in Berlin gearbeitet hatte, war davon, selbst in den Prüfungsberichten genannt zu werden und so wertgeschätzt worden zu sein, sehr begeistert. Die Beliebtheit von Herrn Menzel wird exemplarisch auch deutlich, wenn er von seinem Sylt-Urlaub vor vielen Jahrzehnten erzählte, wo er sich unter zahlreichen Fremden wähnend in Badehose auf sein Handtuch am Strand von Westerland legt und auf einmal eine Bedienung im nahe gelegenen Strandcafé laut zu ihm herüber ruft „Huhuuu Herr Menzel“ – eine Notariatsangestellte aus Berlin, die sich den Urlaub mit einer Aushilfstätigkeit als Kellnerin finanzierte.
Herr Menzel war dem Notariat Zeit seines Lebens so verbunden wie kaum ein anderer Mensch: in seiner Wohnung in der Xantener Straße in Wilmersdorf hat schon sein Vater eine Praxis als Rechtsanwalt und Notar betrieben und in frühester Jugend konnte er vom damaligen Gegenlesen der Urschrift mit den Ausfertigungen die gängigen Texte für Grundstückskaufverträge mit Auflassung und dergleichen auswendig. Auch sein Onkel hatte eine Praxis als Rechtsanwalt und Notar ausgeübt.

Nun ist Herr Menzel mit dem objektiv zufriedenstellenden Alter von 83 ¾ Jahren verstorben, und dennoch ist es für mich irgendwie plötzlich und unerwartet angesichts des maßvollen gesunden disziplinierten Lebensführung. Herr Menzel war gern sportlich aktiv (Tennis, Radfahren, Bergsteigen, Skilaufen) und legte lange Wegstrecken über den Kurfürstendamm und anderswo gern zu Fuß zurück bis vor wenigen Jahren. Ich hätte, wie auch zahlreiche Notarinnen, Notare und Notarangestellte und seine Angehörigen und zahlreichen Freunde, gern erlebt, dass er uns bis zu seinem hundertsten und weiteren Lebensjahren noch erhalten geblieben wäre.
Ein leuchtendes Vorbild für Selbstdisziplin, Freundlichkeit und Arbeitseifer, Aufgeschlossenheit und Zivilcourage mit Mut zur eigenen Meinung wird er für meine Familie und mich immer bleiben. Meine zwei Zwillingssöhne, die ihn oft anlässlich der halbjährlich durchgeführten Notarkostenseminare in Berlin getroffen haben, wurden von ihm immer mit riesigen Schokoladentafeln bedacht – auch dies ein Detail natürlich nur für einen gütigen freundlichen Menschen, der nun leider nicht mehr unter uns sein kann, aber unvergessen bleibt.

Martin Filzek, Husum
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