Geh ich zum Anwalt oder lieber zur Rechtsschutzversicherung?

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secret72

#1

12.06.2008, 14:51

Hallo Ihr Lieben,

gerade hat mir mein Chef einen Artikel in der Zeitschrift "Seminarisexpress" gezeigt - die DAS Rechtsschutzversicherung ist die erste Versicherung, die eigene Mediatoren beschäftigt. Der Clou: Für die Kunden ist die Mediation kostenfrei! heißt es da.

Dann hab ich mir mal die Seite vom DAS angeschaut und staunte nicht schlecht. Für nur 4,99 / Monat erhalten die Kunden von ihrer Versicherung eine Rechtsberatung für sich oder auch die ganze Familie. Man erhält Auskunft "rund um das private Leben", ob nun als Arbeitnehmer, Autofahrer, Mieter, Vermieter etc.


Die DAS ist die erste, wieviele Versicherungen werden dem Beispiel folgen? Wieviel Mandate, von denen unsere Kanzleien leben, werden dadurch verloren gehen? Wie wird das sein, wenn ein Mandant erst zu uns kommt, wir eine Deckungsschutzanfrage stellen und der Mandant vor die Wahl gestellt wird - entweder selbst zahlen oder durch uns beraten lassen?

Eine Entwicklung, die mir ehrlich gesagt etwas Sorge bereitet.

Wie seht Ihr das? Habt Ihr schon Erfahrungen damit gemacht / machen müssen?


Nachdenkliche Grüße
Mareile
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advocatus diaboli
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#2

12.06.2008, 14:58

Dieses Angebot für 4,99 Euro / Monat ist meines Wissens nicht ganz neu. Da die Rechtsschutzversicherungen selbst keine Rechtsberatung vornehmen dürfen (man hat ergebnislos versucht, daß sich das durch das Rechtsdienstleistungsgesetz ändern soll), ist da dann schon auch ein Anwalt an der Strippe.

Oder dürfen Versicherungen jetzt etwa doch selbst Rechtsberatung erbringen?

Zu Mediation fehlt mir irgendwie der Bezug. Ich denke einfach mal, im Zweifel geht nichts über einen vollstreckbaren Titel, und den gibt es beim Mediator nicht.
HIMI
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#3

12.06.2008, 15:03

im Unterschied zu einem Rechtsanwalt wird die Beratung da mit Sicherheit nicht "uneigennützig" erfolgen sondern im Hinblick auf Schadensminderung in Sinne der Versicherung, was bestimmt nicht immer im berechtigten Interesse des Kunden sein dürfte.

Das sieht nach einer ähnlichen Schiene aus wie die von den Versicherungen beauftragten "Gutachter" für diverse Schadensfälle. So ein Früchtchen hatten wir nach einem Einbruch mal da, seine Meinung zu den notwendigen Reparaturkosten taugte allenfalls für einen Witz.
ich glaub mich knutscht ein Elch
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Catwoman1703
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#4

12.06.2008, 15:09

HIMI hat geschrieben:im Unterschied zu einem Rechtsanwalt wird die Beratung da mit Sicherheit nicht "uneigennützig" erfolgen sondern im Hinblick auf Schadensminderung in Sinne der Versicherung, was bestimmt nicht immer im berechtigten Interesse des Kunden sein dürfte.
ich sehe das genauso. Ich hab auch eine Rechtsschutzversicherung bei der ARAG und die bietet auch die kostenlose Erstberatung an.
Ich denke, dass die Versicherung einfache Angelegenheit die vielleicht mit einem Schreiben des VNs an seinen Gegner erfolgt abgetan ist. Umfangreichere Angelegenheiten werden sicherlich an die Rechtsanwälte weiterempfohlen. Es gibt ja wirklich viele Mandanten, die wegen "Kleinigkeiten" zum Anwalt laufen und der Versicherung unnötige Kosten produzieren.
Das Leben entspringt auf alle Fälle
aus einer Zelle.
Doch manchmal endet' s auch bei Strolchen
in einer solchen. (Heinz Erhardt)

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#5

12.06.2008, 15:13

Wie findet die Erstberatung denn dann statt? Doch wahrscheinlich über einen von der Versicherung vorgegebenen Rechtsanwalt.

BTW geht es ja auch darum, die (potentiellen) Mandanten Rechtsanwälten zuzuführen, die beispielsweise Vereinbarungen mit einem Versicherer abgeschlossen haben, dort unterhalb der gesetzlichen Gebühren abzurechnen. So wird dann gespart.
HIMI
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#6

12.06.2008, 15:25

es war von "Mediation" die Rede.

Ich denke eher daß es darum geht, "teure" Rechtsstreitigenkeiten überhaupt zu vermeiden, wo sie im Interesse des Mandanten aus unabhänigerer rechtlicher Würdigung berechtigt wäre, aus Sicht der Versicherung aber ein Kostenrisiko darstellt.
ich glaub mich knutscht ein Elch
_steffi_

#7

12.06.2008, 15:38

Aber es geht doch um telefonische Beratung, das heißt, welbst wenn da ein RA sitzt, kennt der die Unterlagen nicht.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Mandanten oft einen vom Pferd erzählen, weil sie sich selbst nicht auskennen. Ist mir erst gestern wieder passiert.

Und diese Beratung soll seriös sein.

Also vielleicht bei einfachen Forderungssachen, dass die dann sagen ja, der MB gegen den Sch hat Aussicht auf Erfolg gehen sie zum RA. anders kann ich mir das gar nicht vorstellen.
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#8

12.06.2008, 15:39

Ich bezog mich auf das Posting von Catwoman, wenngleich ich das nicht hinreichend deutlich zum Ausdruck gebracht habe. secret hat aber auch erst etwas von Mediation und dann von Rechtsberatung gesagt. ;-)

Was bringt Mediation überhaupt? Die 2-3 Kollegen, die ich kenne und die eine Mediationsausbildung gemacht haben, haben nach eigenem Bekunden nichtmal das Geld dafür wieder reingeholt. Will sagen: kann da überhaupt was bei herumkommen, wenn auf der Versicherungsschiene etwas angepriesen wird, das sich bislang nicht wirklich durchgesetzt hat?
Tigra
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#9

12.06.2008, 15:40

die sb bei der versicherung empfehlen einem dann einen ra der an die ratio angeschlossen ist, die erstberatung kostet in dem sinne nichts, jedoch wird er halt außergerichtlich tätig udn hierbei rechnet er natürlich bei der das ab...
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secret72

#10

12.06.2008, 15:44

Es geht sowohl um die Mediation als auch um die telefonische Rechtsberatung.

Und eben weil das Ganze für nichts oder 4,99 / Monat zu haben sein soll, kann ich mir nicht vorstellen, dass das Ergebnis dann wirklich im Kundeninteresse ist.

Ausgabenreduzierung schön und gut, aber doch nicht zu Lasten der Versicherten.

@Steffi
Wenn ich mich aber doch z. B. auch in arbeitsrechtlichen Fragen, die ja nun wirklich nicht immer so aus der Lameng zu beantworten sind, hinwenden kann?

Wenn ich dann doch an den Anwalt weiterverwiesen werde, dann stellt sich doch auch die Frage, warum ich dann die 5 Euronen pro Monat zahlen soll.
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