Beruf ReNo

In dieses Forum gehören alle Themen, die keinem anderem Forum zugeordnet werden können.
renonine
Foren-Praktikant(in)
Beiträge: 18
Registriert: 28.03.2012, 11:56
Beruf: RA-Fachangestellte

#1

26.07.2017, 09:59

Hallo ihr lieben,

ich möchte einfach nur mal etwas loswerden, was mich traurig macht. In letzter Zeit lese ich so oft, dass frisch ausgelernte ReNos oder auch mit langer Berufserfahrung ihren Job aufgeben, um in branchenfremden Unternehmen zu arbeiten. Der Fachkräftemangel in unserem Job wächst täglich. Teilweise werden ungelernte Kräfte eingestellt, die den Job der ReNo machen sollen. Arbeitsagenturen bieten allen möglichen Arbeitssuchenden die Umschulung zur ReNo an, egal ob sie dafür geeignet sind oder nicht. Ich selbst habe die Erfahrung mit mehreren Umschulpraktikanten gemacht, die ich ausbilden sollte, dass die meisten überhaupt keinen Bock auf diesen Job haben oder einfach rein intellektuell dafür gar nicht geeignet sind.
Ich verstehe es einfach nicht. Der Job der ReNo ist doch ein sehr verantwortungsvoller Job, der auch eine gewissen Intelligenz vorraussetzt. Ohne uns würden viele Anwälte gnadenlos untergehen. Leider betrachten auch viele Anwälte die ReNos als bloße Tippsen und Kaffeekocherinnen. Andere Anwälte hingegen sehen die Notwendigkeit und Wichtigkeit einer ReNo, bezahlen dagegen teilweise gerade mal den Mindestlohn. Den Mindestlohn für eine Fachkraft???? Das geht überhaupt gar nicht.

Es ist so schade, dass der Ruf des Berufs der ReNo offenbar so schlecht ist, dass es sogar schwer ist, motivierte Azubis zu finden. Und wenn sich dann doch ein Azubi findet, der die Ausbildung macht, geht diese nach der Ausbildung in branchenfremde Unternehmen. Weg ist die Fachkraft.

Sorry, für das Herumjammern! :sad:
Benutzeravatar
Kanzleihund
Absoluter Workaholic
Beiträge: 1716
Registriert: 16.01.2012, 20:55
Beruf: Rechtsanwältin
Software: Phantasy (DATEV)

#2

26.07.2017, 10:07

Das Problem wurde hier im Forum schon oft erörtert; eine Abhilfe wird es für absehbare Zeit wohl nicht geben.
"Mein Leipzig lob ich mir, es ist ein klein Paris und bildet seine Leute" ("Faust, der Tragödie erster Teil")
Benutzeravatar
paralegal6
Foreno-Inventar
Beiträge: 2961
Registriert: 07.09.2015, 15:47
Beruf: ReFa, BW
Software: RA-Micro

#3

26.07.2017, 10:08

Es gibt auch Anwälte, die diktieren sogar Übersendungszettel. Kommt immer darauf an, wo man landet.
Wir hatten auch Ümschüler, die haben dann aber auch abgebrochen.
Die Bezahlung ist, für das was man alles können muss, auch nicht so super. Die sind selber Schuld am Fachkräftemangel :motz
Bild
likema31
Kennt alle Akten auswendig
Beiträge: 587
Registriert: 23.06.2009, 21:00
Beruf: Rechtsanwältin

#4

02.08.2017, 14:49

Und wieder einmal zur Bezahlung: Wenn manche Kanzleien einem Rechtsanwalt als Berufsanfänger nur 2.000 bis 2.500 € brutto zahlen, ist es nicht zu rechtfertigen, dass eine ReNo (Berufsanfängerin) das gleiche bekommt.

Ja, das ist blöd. Und ich wünschte, beide bekämen wesentlich mehr.

Dann müsste aber auch mal die Anwaltsvergütung geändert werden. Ich sage bewusst nicht, dass die Sätze nach RVG nach oben angepasst werden müssten. Es müssten nur viele Tätigkeiten, die Anwälte bisher kostenlos erbringen, schlicht bezahlt werden, z. B. jeder einzelne Termin in einem Zivilprozess. Geht im Strafprozess ja auch.
Benutzeravatar
Pisten_huhn83
Kennt alle Akten auswendig
Beiträge: 585
Registriert: 10.02.2010, 13:33
Beruf: Rechtsanwaltsfachangestellte
Software: RA-Micro
Wohnort: Kassel

#5

02.08.2017, 15:34

Das Problem wird über die Jahre immer schlimmer werden. Doch, wenn ich auch sehe, dass es manche ReNo's gibt, die noch nicht einmal es schaffen ein Fax gescheit zu verschicken, dann könnte ich auch weg laufen.

Ich will mich nicht beklagen, da ich bei einem Chef gelandet bin, der mich richtig gut bezahlt. Ich verdiene dafür, dass ich auf einem Dorf arbeite, sehr gut. Ein Anwalt in der Stadt würde mir nicht so viel zahlen. Ich darf aber auch hier schalten und walten wie ich möchte. Ich habe viel, was ich selbst erledigen darf. Er unterstützt mich da voll. Leider gibt es auch das Gegenteil. So etwas habe ich auch schon gehabt, als Chef. Da durfte ich nicht mal Kenntnisnahmezettel schreiben. Die haben einen tatsächlich nur als Tippse gesehen.

Jeder sollte, egal ob angestellter RA oder ReNo, dass verdienen, was ihm zusteht. Doch leider wird das in absehbarer Zeit nicht passieren.

Ich habe mit 1.000,00 € brutto damals nach der Ausbildung angefangen. Jetzt bin ich 10 Jahre ausgelernt und verdiene ca. 1.700 € brutto. Ich finde, dass ich das auch verdient habe. Ich bin allein in dem Büro und arbeite für zwei Anwälte. Klar, man könnte jetzt sagen, dass es auch mehr sein könnte, doch ich bin zufrieden.
Liebe Grüße

das Pisten-huhn
Benutzeravatar
paralegal6
Foreno-Inventar
Beiträge: 2961
Registriert: 07.09.2015, 15:47
Beruf: ReFa, BW
Software: RA-Micro

#6

02.08.2017, 16:26

Syndikusanwälte haben aber auch nicht die Verpflichtung, ReFas oder Miete zu zahlen. Anwälte können sich ja selbständig machen. ReFas nicht
Bild
Benutzeravatar
Anahid
Hexe vom Dienst
...ist hier unabkömmlich !
Beiträge: 17543
Registriert: 22.02.2011, 10:41
Beruf: Rechtsfachwirtin
Software: RA-Micro

#7

02.08.2017, 16:42

likema31 hat geschrieben:Und wieder einmal zur Bezahlung: Wenn manche Kanzleien einem Rechtsanwalt als Berufsanfänger nur 2.000 bis 2.500 € brutto zahlen, ist es nicht zu rechtfertigen, dass eine ReNo (Berufsanfängerin) das gleiche bekommt.

Ja, das ist blöd. Und ich wünschte, beide bekämen wesentlich mehr.

Dann müsste aber auch mal die Anwaltsvergütung geändert werden. Ich sage bewusst nicht, dass die Sätze nach RVG nach oben angepasst werden müssten. Es müssten nur viele Tätigkeiten, die Anwälte bisher kostenlos erbringen, schlicht bezahlt werden, z. B. jeder einzelne Termin in einem Zivilprozess. Geht im Strafprozess ja auch.
Dass das RVG nicht ausreicht, um den Arbeitsanfall in einigen Verfahren aufzufangen, ist bekannt. Aus diesem Grund arbeiten ja auch immer mehr Rechtsanwälte mit Vergütungsvereinbarungen. Dass ein Gehalt für einen Rechtsanwalt (Anfänger) mit 2.000 bis 2.500 € brutto ebenso inakzeptabel ist, wie ein Gehalt von 1.500,00 € brutto für eine ReNo (Anfänger) bei 40 Stunden ist, wie ich denke, nicht diskutierbar. Aber das heißt auch nicht, dass sich eine Fachangestellte mit einem solchen Gehalt wörtlich "abspeisen" lassen muss, weil ein Rechtsanwalt kein höheres Gehalt erhält. Denn mal ehrlich......unter 3.000 € brutto würde ich auch als RA-Anfänger nirgendwo anfangen. Wenn das doch jemand macht, ist das seine eigene Entscheidung. Wenn jemand mit einem Gehalt von 1.700 € brutto zufrieden ist, dann freut mich das auch; ist aber doch eher selten der Fall. Fakt ist: In fast jedem anderen Bürojob bekommt man bei entsprechendem Engagement und guter Auffassungsgabe als Einsteiger ein höheres Gehalt als eine ReNo. Selbst eine Frisöse erhält (rechnet man mal die Trinkgelder mit) mehr Geld als eine ReNo. Dann muss sich die Anwaltschaft auch nicht wundern, dass eben keiner mehr Lust hat, den Beruf der ReNo auszuüben und sich eben Gedanken darüber machen, wie sie zukünftig ihren Bürobetrieb bewerkstelligen wollen. Denn die ReNo, die von ihrem Chef gut behandelt wird (was ja auch nicht gerade der Regelfall ist, sondern eher das Gegenteil) und die ein akzeptables Gehalt erhält, wird den Arbeitsplatz (außer wegen Wegzug, Krankheit oder Kinderwunsch) nicht mehr wechseln. Und das bedeutet, dass die alt eingesessenen, die bereits seit Jahren in einer Kanzlei sind, in der Regel auch dort bleiben, (es sei denn, das Arbeitsklima wechselt extrem) und die Anwälte, die auf eine neue Kraft angewiesen sind, in die Röhre schauen, weil eben der Markt nichts mehr hergibt.

Ich gebe nur mal zu bedenken, dass hier im Abschlussjahr 2015 eine gesamte (!) Abschlussklasse nach der Ausbildung nicht beim Anwalt geblieben ist, sondern stattdessen in andere Berufszweige gewechselt oder sich auf weiterbildenden Schulen angemeldet hat. Mich macht das mehr als nachdenklich. Aus diesem Grund kann ich Deine Begründung likema, leider nicht ganz unterstützen. Denn das liest sich wirklich so wie: die Angestellten haben das niedrige Gehalt zu akzeptieren, da ein RA-Anfänger wenig verdient. Seh ich nicht so, denn es wäre Sache angestellter Anwälte, ebenso auf die Barrikaden zu gehen. Die Fachangestellten tun was dran.....sie wechseln ganz aus dem Job oder suchen so lange, bis sie den Job gefunden haben, wo sie mit den Konditionen zufrieden sein können und das ist auch ihr gutes Recht.
Zuletzt geändert von Anahid am 03.08.2017, 09:22, insgesamt 1-mal geändert.
:katze2 Jeder Tag ist ein Geschenk ... aber manche sind einfach grottenschlecht verpackt. :katze1
lovemausi1994
Daueraktenbearbeiter(in)
Beiträge: 435
Registriert: 04.10.2011, 18:43
Beruf: Justizsekretärin
Software: Andere
Wohnort: Erlangen

#8

02.08.2017, 16:43

In der letzten Zeitschrift der BRAK war ein Artikel von einem Anwalt, der genau das Thema behandelt hat... Auch er hat dort geschrieben, dass man seinen ReFa's mehr Anerkennung zeigen sollte, sowohl finanziell als auch zwischenmenschlich. Und ebenfalls hat er angemahnt, dass, wenn es so weiter geht, es bald garkeine Fachkräfte mehr gibt. Einen konkreten Vorschlag, wie genau man den Job wieder attraktiver machen kann (ausgenommen von Gehalt her) hat er allerdings auch nicht gehabt...
"Du bist mein Antidepressivum, mein Stimmungsaufheller, du schlägst ein wie der Blitz aber heftiger und schneller! Du rockst meine Welt wie das sonst keiner tut. Du bist gut!" - Wise Guys
Benutzeravatar
13
NORTHERN DINO
NORTHERN DINO
...ist hier unabkömmlich !
Beiträge: 17711
Registriert: 02.04.2006, 21:36
Beruf: Dibbel-Ribbel i.R.
Wohnort: Siehe Flagge

#9

02.08.2017, 17:35

@ #7: :good
~ Grüßle ~
BildBild Bild

Bild

Veni, vidi, violini (Ich kam, ich sah, ich vergeigte)... :roll: 257

>>> Bitte keine Sachfragen per pN.
Nutze das Forum zum Vorteil aller! <<<
likema31
Kennt alle Akten auswendig
Beiträge: 587
Registriert: 23.06.2009, 21:00
Beruf: Rechtsanwältin

#10

03.08.2017, 09:06

Anahid hat geschrieben:
Ich gebe nur mal zu bedenken, dass hier im Abschlussjahr 2015 eine gesamte (!) Abschlussklasse nach der Ausbildung nicht beim Anwalt geblieben ist, sondern stattdessen in andere Berufszweige gewechselt oder sich auf weiterbildenden Schulen angemeldet hat. Mich macht das mehr als nachdenklich. Aus diesem Grund kann ich Deine Begründung likema, leider nicht ganz unterstützen. Denn das liest sich wirklich so wie: die Angestellten haben das niedrige Gehalt zu akzeptieren, da ein RA-Anfänger wenig verdient. Seh ich nicht so, denn es wäre Sache angestellter Anwälte, ebenso auf die Barrikaden zu gehen. Die Fachangestellten tun was dran.....sie wechseln ganz aus dem Job oder suchen so lange, bis sie den Job gefunden haben, wo sie mit den Konditionen zufrieden sein können und das ist auch ihr gutes Recht.
Das ist heftig und ich stimme Dir in gewissen Teilen auch zu. Die ausgelernte ReFa ist aber vielleicht 19 Jahre alt und wohnt noch zu Hause, der RA als Berufsanfänger dürfte Mitte/Ende 20 sein und ist schlicht darauf angewiesen, seine Miete bezahlen zu können. Da wird man nehmen, was es gibt, zumal der Markt gesättigt ist.

Die ReFa kann das in der Regel aussitzen und warten, bis ein besseres Angebot kommt.

Ich gebe halt zu bedenken, dass gerade kleinere Kanzleien nicht immer 3000 brutto zahlen können, auch wenn die Arbeit das wert ist. Das ist nicht die Frage. Viele machen einen richtig guten Job.
Antworten