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Pitt
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#21

03.08.2017, 14:22

Ich stimme Anahid zu.
Ich denke, dass man nicht davon ausgehen kann, dass nur solche ReFas/ReNos unterdurchschnittlich verdienen, deren Chefs selbst zu knapsen haben. Ich kenne große Kanzleien mit mehreren Standorten und dreistelliger Mitarbeiterzahl, die weniger bezahlen,als einige Einzelkämpferkanzleien in der Provinz. Mein Ex-Chef war finanziell sehr gut aufgestellt, was man unter anderem an seiner Leidenschaft fürs Porschefahren ablesen konnte, aber vermögenswirksame Leistungen durften die Mitarbeiter komplett selbst tragen und das Gehalt war unterdurchschnittlich. Er konnte sich nach eigenen Angaben nicht leisten, die vwL zu zahlen. Zum Geburtstag gab es auch keine Blumen oder so, war einfach alles nicht drin. Viele Kanzleien arbeiten auch nur mit Teilzeitkräften und/oder Azubis und diese Kanzleien stehen nicht alle kurz vor der Insolvenz, sondern versuchen einfach, mit möglichst geringen Personalkosten möglichst weit zu kommen. Das ist natürlich auch deren gutes Recht, aber dann darf man sich nicht beschweren, dass irgendwann das Verlangen von Schulabgängern, eine ReNo-/ReFA-Ausbildung zu absolvieren gegen 0 tendiert. Was außer Geld kann ein Rechtsanwalt einer Angestellten denn noch bieten? Ruhm und Ehre, ein respektvolles Miteinander, Teamspirit? :auslach
Ich verlange nicht, dass man als ReNo/ReFa mit einer Sänfte durchs Büro getragen wird oder auf ein Häuschen sparen kann, aber es wäre schon nett, wenn man von seinem Gehalt leben kann und am Monatsende etwas Geld übrig bleibt, das man für schlechte Zeiten zurücklegen kann, aber häufig ist zum Monatsende nix mehr zum Zurücklegen da und das liegt nicht daran, dass man als Angestellte in Saus und Braus lebt oder teuren Hobbys frönt.
likema31
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#22

03.08.2017, 15:57

Anahid hat geschrieben:Fakt ist, dass es mehr als genug Kanzleien gibt, in denen sich die Damen anschreien lassen dürfen, 40 Stunden arbeiten, wenig Geld verdienen (knapp über Mindestlohn), Überstunden weder bezahlt bekommen noch abfeiern dürfen, sondern diese als selbstverständlich hingenommen werden und nur den gesetzlichen Urlaub erhalten, wo sie überall sonst in der freien Wirtschaft 30 Tage Urlaub genehmigt bekommen. Und da verlangst Du allen Ernstes, dass sie das hinzunehmen haben, weil sonst die Anwaltschaft vor die Hunde geht?
Das habe ich nie behauptet und ich möchte nicht, dass mir so etwas unterstellt wird. Ich würde nie nur den Mindesturlaub gewähren und/oder eine Angestellte anschreien. Überstunden dürfen hier auch abgefeiert werden, wobei wir darauf achten, dass gar nicht erst so viele anfallen.

Wenn andere RAe dies so handhaben, ist das deren Sache. Richtig ist es nicht.
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Anahid
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#23

03.08.2017, 16:23

Und ich möchte klarstellen, dass ich das nicht Dir unterstellt habe, sondern Dich darauf aufmerksam gemacht habe, dass das in einem Großteil der Kanzleien so ist. Ausnahmen bestätigen die Regel oder meinst Du, sonst würde ich diesen Job noch machen? Ich lass mich doch nicht ausbeuten. Und die Kanzleien, die es versucht haben, haben auch schon bald meine Kündigung erhalten. Und ich war sowohl in Kleinkanzleien, als auch Großkanzleien tätig. Insoweit kann ich Pitt zustimmen, dass es eher die Großkanzleien waren, wo das Arbeitsklima schlecht war. Aber wie es immer so ist im Leben: Ausnahmen gibt es selbstverständlich. Es gibt auch durchaus Einzelanwälte, die nicht zu ertragen sind.

Aber auf das Problem der Zustände in den Kanzleien habe ich schon vor 20 Jahren hingewiesen. Und es wurde auch immer wieder von ReNo-Verbänden usw. an die Anwaltschaft herangetragen. Die haben das nur abgewinkt. Warum auch was ändern, solange es läuft? Und jetzt ist Sand im Getriebe und es läuft halt nicht mehr. Dass da jüngere Anwälte, die an der Entwicklung ja nicht unbedingt mitgewirkt haben, ebenso von betroffen sind, weil eben die Ausbildung keiner mehr machen will, ist bedauerlich. Aber die Anwaltschaft hat sich die Entwicklung selbst zuzuschreiben. Ich darf nur einmal daran erinnern, dass ein Großteil von Berufsanfängern bei Rechtsanwaltsfachangestellten vor der Einführung des Mindestlohns unter den obigen Bedingungen einen Bruttolohn von 1.300,00 € erhalten hat. Erzähl mal jemandem, dass die Anwälte aufgrund der Einführung des Mindestlohns gezwungen waren, die Gehälter ihrer Angestellten anzuheben. Das glaubt Dir kein Mensch. :schock Aber es ist so! Also bedank Dich bitte für die tolle Zukunft bei Deinen älteren Kollegen. Denn die haben fleißig dran gearbeitet, dass es so kommt, wie es nun kommt. Bemerkenswert ist immer nur, dass die das niemals zugeben würden. Denn alle behandeln ihre Angestellten immer vorbildlich, etc.; viele aber leider nur, wenn Mandanten in der Nähe sind. Und das heißt nicht, dass ich das Dir persönlich vorwerfe.

Alles ist immer ein Geben und Nehmen. Es muss ja auch nicht immer Geld sein. Meine Güte.....dann lässt man die Angestellte, wenn wirklich mal wenig zu tun ist, halt mal früher gehen und übernimmt selbst das Telefon oder wenn es mal besser läuft, kann man ihr ja mal einen Bonus geben. Kleinigkeiten und ab und zu mal ein Lob führen dazu, dass man auch eher mal Verständnis für die Situation des Chefs aufbringt und auch da gerne bereit ist, selbst Zugeständnisse zu machen. Die Angestellten bis aufs Blut aussaugen, was leider eine Vielzahl Deiner Kollegen in der Vergangenheit praktiziert haben, war nie der richtige Weg und wird es nie sein. Leider werden durch die Entwicklung nicht nur die Anwälte bestraft, die es wirklich verdient hätten, sondern es trifft auch die, die durchaus gewillt wären, einen anderen Weg zu beschreiten. Nur finden sie halt niemanden mehr, weil es einfach niemanden mehr gibt.
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#24

03.08.2017, 16:43

Anahid hat geschrieben:Und ich möchte klarstellen, dass ich das nicht Dir unterstellt habe, sondern Dich darauf aufmerksam gemacht habe, dass das in einem Großteil der Kanzleien so ist. Ausnahmen bestätigen die Regel oder meinst Du, sonst würde ich diesen Job noch machen? Ich lass mich doch nicht ausbeuten. Und die Kanzleien, die es versucht haben, haben auch schon bald meine Kündigung erhalten. Und ich war sowohl in Kleinkanzleien, als auch Großkanzleien tätig. Insoweit kann ich Pitt zustimmen, dass es eher die Großkanzleien waren, wo das Arbeitsklima schlecht war. Aber wie es immer so ist im Leben: Ausnahmen gibt es selbstverständlich. Es gibt auch durchaus Einzelanwälte, die nicht zu ertragen sind.

Aber auf das Problem der Zustände in den Kanzleien habe ich schon vor 20 Jahren hingewiesen. Und es wurde auch immer wieder von ReNo-Verbänden usw. an die Anwaltschaft herangetragen. Die haben das nur abgewinkt. Warum auch was ändern, solange es läuft? Und jetzt ist Sand im Getriebe und es läuft halt nicht mehr. Dass da jüngere Anwälte, die an der Entwicklung ja nicht unbedingt mitgewirkt haben, ebenso von betroffen sind, weil eben die Ausbildung keiner mehr machen will, ist bedauerlich. Aber die Anwaltschaft hat sich die Entwicklung selbst zuzuschreiben. Ich darf nur einmal daran erinnern, dass ein Großteil von Berufsanfängern bei Rechtsanwaltsfachangestellten vor der Einführung des Mindestlohns unter den obigen Bedingungen einen Bruttolohn von 1.300,00 € erhalten hat. Erzähl mal jemandem, dass die Anwälte aufgrund der Einführung des Mindestlohns gezwungen waren, die Gehälter ihrer Angestellten anzuheben. Das glaubt Dir kein Mensch. :schock Aber es ist so! Also bedank Dich bitte für die tolle Zukunft bei Deinen älteren Kollegen. Denn die haben fleißig dran gearbeitet, dass es so kommt, wie es nun kommt. Bemerkenswert ist immer nur, dass die das niemals zugeben würden. Denn alle behandeln ihre Angestellten immer vorbildlich, etc.; viele aber leider nur, wenn Mandanten in der Nähe sind. Und das heißt nicht, dass ich das Dir persönlich vorwerfe.

Alles ist immer ein Geben und Nehmen. Es muss ja auch nicht immer Geld sein. Meine Güte.....dann lässt man die Angestellte, wenn wirklich mal wenig zu tun ist, halt mal früher gehen und übernimmt selbst das Telefon oder wenn es mal besser läuft, kann man ihr ja mal einen Bonus geben. Kleinigkeiten und ab und zu mal ein Lob führen dazu, dass man auch eher mal Verständnis für die Situation des Chefs aufbringt und auch da gerne bereit ist, selbst Zugeständnisse zu machen. Die Angestellten bis aufs Blut aussaugen, was leider eine Vielzahl Deiner Kollegen in der Vergangenheit praktiziert haben, war nie der richtige Weg und wird es nie sein. Leider werden durch die Entwicklung nicht nur die Anwälte bestraft, die es wirklich verdient hätten, sondern es trifft auch die, die durchaus gewillt wären, einen anderen Weg zu beschreiten. Nur finden sie halt niemanden mehr, weil es einfach niemanden mehr gibt.
:good
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#25

03.08.2017, 16:53

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~ Grüßle ~
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#26

03.08.2017, 17:18

Sehr gut geschrieben Ana!

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"Das Leben ist zerbrechlich. Binnen eines Lidschlags kann einem alles genommen werden. Es ist leicht, sich ein Gefühl falscher Sicherheit zuzulegen. Ich lasse mich lieber auf die Zerbrechlichkeit des Lebens ein und genieße es hier und jetzt in seiner ganzen majestätischen Schönheit."

Ich finde, Francis Ackerman jr. hat dies sehr schön zum Ausdruck gebracht. :mrgreen:
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#27

04.08.2017, 07:58

Guter Post Anahid! :huepf

Ich hatte meine Ausbildung letzten Jahres beendet und als unsere damalige Lehrerin fragte, wie es mit uns nun weitergeht, haben auch schon sehr viele gesagt, dass sie nicht beim Anwalt bleiben möchte, da der Verdienst nicht so super ist und in der Zukunft es auch nicht wirklich besser ist. Die einen haben ein Studium begonnen, andere sind zu Behörden oder ähnlichem oder haben einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Da mich vor kurzem das Gericht nochmal anschrieb, werde ich es natürlich versuchen, dorthin zu kommen, habe nach Rücksprache nun eine Bewerbung hingeschickt und warte ab, da die Bewerbungsphase erst seit Beginn dieses Monats anfing.

Ehrlich gesagt könnte ich von meinem Gehalt allein auch nicht leben und ich war genauso schuld wie andere, den Job angenommen zu haben, aber damals habe ich in der Not was gesucht, weil das in der Ausbildungskanzlei eher eskaliert ist, aber das mal als Nebensache...

Mich wundert es ehrlich gesagt dann auch nicht mehr, wieso viele Kanzleien dringend Fachangestellten suchen (und ich sehe auch regelmäßig dieselben Kanzleien in der Jobbörse die suchen).
Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. :fecht
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#28

04.08.2017, 09:46

auch auf die Gefahr hin gleich gesteinigt zu werden, ich finde man sollte ReFas schon etwas leistungsbezogen bezahlen. Klar geht Mindestlohn für eine ausgelernte Fachkraft gar nicht, allerdings muss ich sagen, dass in meinen Kanzleien auch schon fertige ReFas angefangen hatten, die konnten echt nur Diktate schreiben und waren auch nicht die schnellstem -was jetzt überhaupt nicht böse gemeint war, denn ich kannte die Ausbildungskanzleien und wusste, dass die den Azubis dort nichts beibringen, haben wir ja auch schon in anderen Posts gelesen - ich finde nur dass ReFas, die sich auch mal fortbildet und in dem Forum liest und andere arbeiten nach dem Motto nach mir die Sintflut auch ein bisserl finanzielle Anerkennung haben sollten. Soweit die Theorie :kopfkratz ... musste nur kurz mal raus :motz
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#29

04.08.2017, 10:01

Wobei man auch nicht vergessen sollte, dass der Fachkräftemangel nicht nur daher kommt, dass man in unserem Beruf oft schlecht bezahlt wird. Viele Kanzleien bilden - aus den unterschiedlichsten Gründen - auch gar nicht mehr aus. Erfahrungsgemäß die, die sich am lautesten darüber beklagen, dass sie kein Personal finden. 8)
Für die einen ist es die US-Wahl, für den Rest der Welt ist es 9/11
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#30

04.08.2017, 10:03

mrsgoalkeeper hat geschrieben:Wobei man auch nicht vergessen sollte, dass der Fachkräftemangel nicht nur daher kommt, dass man in unserem Beruf oft schlecht bezahlt wird. Viele Kanzleien bilden - aus den unterschiedlichsten Gründen - auch gar nicht mehr aus. Erfahrungsgemäß die, die sich am lautesten darüber beklagen, dass sie kein Personal finden. 8)
Oder Sie bilden sehr schlecht aus. Wenn man Glück hat, darf man im 3. Lehrjahr etwas mehr machen, als Post, Telefon, Akten einhängen und Brotzeit holen. :pfeif
"Das Leben ist zerbrechlich. Binnen eines Lidschlags kann einem alles genommen werden. Es ist leicht, sich ein Gefühl falscher Sicherheit zuzulegen. Ich lasse mich lieber auf die Zerbrechlichkeit des Lebens ein und genieße es hier und jetzt in seiner ganzen majestätischen Schönheit."

Ich finde, Francis Ackerman jr. hat dies sehr schön zum Ausdruck gebracht. :mrgreen:
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