Wie weit darf ein RA gehen?

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Mausilein30

#21

31.05.2007, 22:23

Wenn meine Azubine ihren Chef, der von einem Gerichtstermin zurückkehrt, fragt, wie der Termin verlaufen ist, bekommt sie Antworten wie: "Wie ein Gerichtstermin eben so abläuft" oder aber "Das können Sie im Protkoll nachlesen". Ich hingegen bekomme als ausgelernte Kraft eine Antwort. Das ist doch das letzte :twisted:
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wifey
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#22

31.05.2007, 22:43

Tja, erklär mir einer die Anwälte ....

Kurzes Beispiel aus meiner Ausbildung: das 1. halbe Jahr war die Hölle, ich durfte mich z. B. ne halbe Stunde anschreien lassen, wie bescheuert und unfähig ich bin ... weil ich mich um 1 Pfennig verrechnet hatte.
Irgendwann bin ich dann ausgerastet, als Chefchen wieder mit seiner Predigt anfangen wollte, habe sein Büro verlassen, habe meine Sachen gepackt und habe ihn angeschrien, er wäre das größte A...lo.., was mir je begegnet wäre und bin aus dem Büro raus .... (das Büro war in der 2. Etage) ... in der 1. Etage hatte er mich eingeholt, sich 1000x entschuldigt, mich für den Tag (es war so gegen 10 Uhr) nach Hause geschickt und ab dem nächsten Tag war alles in bester Ordnung und die Ausbildung war einfach nur spitzenmäßig genial.

Um die Frage zu beantworten: ein RA darf so weit gehen, wie man ihn gehen läßt.

Ich war es damals leid und mir war es sch...egal, ob ich dadurch meinen Ausbildungsplatz verliere oder nicht, ich wußte für mich, dass es so nicht weitergehen kann. In meinem Fall ist es gut gegangen und ich habe heute noch Kontakt mit meinem Ausbilder.

Mandy, Du mußt für Dich entscheiden, wie lange und wie "gut" Du mit Deinem Chef leben kannst. Hätte ich damals nachgedacht, ich hätte es nie gewagt, meinen Chef anzuschreien ... aber vielleicht hätte ich irgendwann den Mut aufgebracht, meinen Chef direkt drauf anzusprechen. Könnt Ihr Euch nicht zusammentun? "Gemeinsam sind wir stark"

Ansonsten würd ich auch sagen: schau Dich um, ob es noch eine andere Kanzlei gibt.

Egal, wie Du Dich entscheidest: ich wünsche Dir viel Kraft und Erfolg!!! Und zum Dampfablassen sind wir hier sehr gut geeignet, denn wir sind "gemeinsam nicht nur stark" sondern auch "unausstehlich"
Viele Grüße

ich
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j3NN
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#23

01.06.2007, 06:26

@Mandy

Ob Azubi oder ausgelernte Kraft, wir sind Menschen und machen Fehler, es sollte bei beiden nicht schlimm sein, wenn ein solcher einmal vorkommt. Der einzige Unterschied ist denke ich, die Art des Fehlers. Sprich, wenn du Sachen machst, die du noch nicht allzu oft gemacht hast, ist es, meiner Meinung nach, nicht schlimm, wenn dir ein Fehler passiert. Wenn eine Angestellte einen Fehler macht, bei einer Sache, die sie quasi jeden Tag macht, schüttelt man evtl. den Kopf und fragt sich, wieso so etwas passieren könnte. Aber selbst Anwälte machen genug Fehler, wir sind Menschen, wenn da keine Fehler vorkommen würden, wären wir wohl Roboter. Ich hoffe ich konnte das nu richtig erklären wie ichs wollte, is noch früh =)

Ich wünsche dir für deine Entscheidung ganz viel Kraft. Du schaffst das schon, egal wie du dich entscheidest, es wird die richtige Entscheidung sein.
Was ist der Unterschied zwischen Gott und Juristen? - Gott denkt nicht, dass er Jurist ist.

Treffen sich zwei Anwälte. Sagt der eine: "Wie geht's?"
Sagt der andere: "Ich kann nicht klagen."
Manu_75

#24

01.06.2007, 06:47

Was man hier zum Teil liest, ist wirklich schon heftig. Kann mich nicht erinnern, daß insbesondere während der Ausbildung einer der Chefs mal mir gegenüber lauter geworden wäre, von Beleidigung mal ganz abgesehen. Geht's noch?? Ich muß ja ganz ehrlich gestehen, daß eine von unseren jetzigen Azubis wirklich alles andere als schlau ist, da klappt fast gar nichts. Aber trotzdem würde ich mich da nicht hinstellen und ihr sagen: "Bist du doof". Ich hab neulich mal vorsichtig angefragt, ob sie nicht vielleicht mal ein ganz klein wenig mitdenken könne, aber sonst...

Aber unsere Azubis können sich eigentlich nicht beschweren. Kann mich dunkel entsinnen, daß eine (superschlaues Exemplar, hat die Ausbildung auch nicht beendet) mal ne Fristsache anstatt in den Nacht- in den normalen Briefkasten geworfen hat, was ja schon ziemlich heftige Folgen nach sich zieht. Glaub, nicht mal da hat Cheffe richtig rumgebrüllt :roll:

Das einzige Problem, das wir haben, ist ein ziemlich cholerisch veranlagter Chef. Da bemühe ich mich dann, ihm aus dem Weg zu gehen, was allerdings auch nicht immer geklappt hat ;-) Wenn ich wenigstens noch für irgendwas angebrüllt werde, was ich falsch gemacht habe, komm ich vielleicht noch damit klar, aber nur, weil er seine 5 Minuten hat?? Nicht wirklich.

Ich denke, daß Du auf keinen Fall persönliche Beleidigungen o. ä. hinnehmen solltest. Aber so ganz lustig ist es natürlich bestimmt nicht, während der Ausbildung zu wechseln. Das würde ich mir auch gut überlegen und abwägen, ob Du es in der alten Kanzlei gar nicht mehr aushältst. Und leider besteht ja auch immer die Möglichkeit - wie ich hier grad lesen mußte! -, daß man wieder an irgendwelche üblen Chefs gerät.
Gast

#25

01.06.2007, 08:00

Hi,

ich hab auch zwei coole Chefs, manchmal lassen sie zwar ihren Frust an uns aus, aber des is dann nicht allzu schlimm. Ich und meine Kolleginnen bleiben dann in unserem Büro, bis der Tag überstanden ist.

Aber ich hab auch von einer Rechtsanwaltsfachangestellten gehört, dass ihr ihr Chef schon mal einen Ordner nachgeschmissen hat. Das kann gefährlich ausgehen. Es ist aber zum Glück nichts passiert. Aber der hat sie auch vor Mandanten voll zur Sau gemacht. Des würde ich mir zum Beispiel nicht bieten lassen. Solange ich nur weiß, dass ich eigentlich gar nichts dafür kann, sondern der Chef nur einen schlechten Tag hat, kann ich das leicht wegstecken. Einmal hat er zu mir (an einem schlechten Tag) gesagt "Eine gute Rechtsanwaltsfachangestellte schaut das alles in Ordnung ist". Ich hatte zwar überhaupt nichts gemacht, aber ich habs verkraftet.

An deiner Stelle würde ich mir wirklich eine neue Ausbildungsstelle suchen.

lg
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Sabrina_1985
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#26

01.06.2007, 08:07

Hallo Mandy!

Tut mir leid für Dich! Ich würde auf jeden Fall parallel schauen, ob Du nicht noch woanders unterkommst. Als ich in der Ausbildung war, haben auch noch einige Azubinen die Kanzlei gewechselt, weil es dort nicht mehr ging. Versuchs einfach... Macht ja auf Dauer keinen Spaß, wenn man dort überhaupt nicht mehr hin will u. geht auch ziemlich an die Psyche. Klar sind Lehrjahre keine Herrenjahre, dies sollte sich aber eher auf die Tätigkeiten beziehen (das man halt am Anfang klein anfängt u. sich steigert) u. man sollte nicht wie der letzte Dreck behandelt werden.

Hatte nach meiner Ausbildung auch das Pech in eine Kanzlei zu kommen, wo es drunter u. drüber ging. Ein knappes Jahr habe ich das durchgemacht aus Angst das es meinem Lebenslauf nicht gut tut, wenn ich das wieder schmeiße. Letzten Endes hatte ich dann drei Bewerbungen geschrieben u. siehe da, ich hatte schon wieder einen neuen Job, wo ich auch heute noch echt zufrieden bin. Damals wurde ich auch angebrüllt, behandelt als wäre ich ein Anwalt, auf Seminare geschickt wo Anwälte waren, da kam dann irgendwann die Frage "Sind Sie auch schon Fachanwältin" u. dann wusste ich erstmal wo ich hier eigentlich gelandet war. Die Azubis wurden nur so nieder gemacht, mit Arbeiten beschäftigt die nur reine Schikane waren: z. B. Gesetz Umweltrecht zum Teil abschreiben. Es wurde immer dafür gesorgt, dass das Arbeitsklima schlecht ist, jeder wurde gegen jede aufgehezt, die Pausen sollten getrennt voneinander gemacht werden. Eine nach der anderen ist gegangen, sowohl Angestellte als auch Azubis. Bei der Kammer in Freiburg liegen zahlreiche Beschwerden vor, bis heute hat er immer noch die Zulassung zum Ausbilden etc......

Ich könnte noch weiter ausholen, dann wäre ich wahrscheinlich noch ne Stunde beschäftigt.
Jara
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#27

01.06.2007, 09:04

Guten Morgen,

habe jetzt nicht alle Beiträge lesen können, vielleicht hat das auch schon jemand geschrieben, was mir durch den Kopf geht:

Ich denke ein Grund ist bestimmt, dass sich die Auszubildenden und Angestellten (zum Glück!) heute nicht mehr so viel gefallen lassen! Früher gab es mit Sicherheit noch viel schlimmere Zustände bzw. mindestens genauso schlimme. Okay, was meinen wir mit früher? ;-)

Also wenn ich von der Generation vor mir, die in den 70er Jahren oder 80er Jahren die Ausbildung gemacht haben höre, dann wurde sich über viele Dinge gar nicht aufgeregt! Die waren einfach so. Wenn man den Eltern was erzählte oder sich beschwerte sagten diese oft: "Da musst du durch...".

Aber ich denke natürlich auch, dass durch den härteren Wettbewerb sich schon einiges auch verschlimmert.

Ich denke auch man muss harte Grenzen ziehen und "die anderen" gehen immer so weit wie man sie lässt. Nützt alles nix, dann muss man eben auch das Weite suchen...

Noch ein Gedanke:
Merkwürdigerweise habe ich aber auch das Gefühl, dass in den letzten Jahren die Azubis bzw. Jugendliche um die 20 sehr viel empfindlicher sind und immer zuerst nur an sich denken...!
Vielleicht geht es aber nur mir so...?

Auf jeden Fall muss man sich nicht solchen Arbeitsplätzen aussetzen auf denen man womöglich krank wird, das ist klar!

Doch es ist schwierig anhand solcher wenigen Infos sich wirklich ein Bild zu machen, für mich. ...
Rein die Tatsache, dass sich über einen Namen lustig gemacht wird, kann ich jetzt nicht so schlimm finden, aber ich war eben nicht dabei! Das kann sein, dass jemand sehr sehr empfindlich reagiert, kann sein, dass es wirklich viel zu grob war??
Bürozicke
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#28

01.06.2007, 09:38

Man muss immer selbst in der Lage sein um einschätzen zu können, was einen trifft und was eben nicht - der eine lacht darüber, für den anderen ist der Tag gelaufen.

Ich erinnere mich noch mit Schrecken an meine Ausbildung. Es war ein reiner Familienbetrieb, 3 RA - Vater und zwei Söhne, Mutter machte Buchhaltung. Meine Lehre an sich war nicht sonderlich gut (z. B. hat sich von den Anwälten auch nie einer Zeit genommen wir was zu erklären oder beizubringen, auch das PC Programm musste ich mir selbst lernen usw.).

Aber richtige Hölle war der Seniorchef. Wenn er was brauchte war ich das Supergenie, das den Kopierer reparieren konnte und so. Wenn er schlecht drauf war (und das war er sehr oft), dann war ich ja nur der dumme Lehrling.

Ich hatte nur schon immer ein ziemlich großes Mundwerk (frag mich eigentlich wann ich das verloren hab und gegenüber meinem jetzigen Chef nie was sage - aber das ist ein anderes Thema) und hab mir auch nix gefallen lassen. Hab oft lautstark mit dem Chef gestritten und meine Meinung vertreten, habe als Lehrling auch andere Angestellte "vertreten" und mich für sie mit ihm gestritten.

Nach der Lehre haben sie sich dann beschwert, warum ich nicht bei ihnen bleibe - dankeschön, aber das hätt ich mir nicht länger angetan.

In meiner alten Kanzlei war mein Chef leider auch der totale Choleriker, da wir uns aber schon ewig kannten und ohnehin per du waren, gabs auch da viele lautstarke Debatten. Er hatte dann auch immer seine "5 Minuten" - in der viertelstunde dreimal - dann haben wir uns angebrüllt und dann gings wieder ein paar Wochen.

Als ich dann dort weg war hab ich auch viele schlimme Dinge gehört, wie er - gerade auch mit Azubis - umgeht. Der war so ein Typ, der mit sich und seinem Leben total unzufrieden war und dies in der Kanzlei immer am vermeintlich schwächsten - sprich den Azubis - ausgelassen hat (zumindest seit er mit mir nicht mehr streiten konnte).

Wie schon mal erwähnt vertrete ich die Theorie, dass - zumindest ein Großteil der RA - im Studium an die Seite genommen werden, man haut ihnen dann kräftig eins über die Rübe und lässt sie danach auf die Menschheit los.

Aber was hier schon viele gesagt haben: es kommt auch oft darauf an, wieviel man sich gefallen lässt.

Und mal eine ganz spezielle Frage: kann es sein, dass sich die Chefs bewußt für dich entschieden haben (sprich niedrigere - sorry - Qualifikationen als andere Bewerber, Kind, gewisse Abhängigkeit vom Job) um sich eben genau so einen schlechten Umgang erlauben zu können, zumindest ihrer Meinung nach? Vielleicht trauen sie sich dir gegenüber mehr, da sie wissen wie lange du gesucht hast und vielleicht auch dringend auf die Stelle angewiesen bist? Finde sowas eine Frechheit.

Ich finde so eine Art des gemeinsamen Umgangs unmöglich und vor solchen RAs kann ich auch keinen Respekt haben, den verdienen sie nämlich nicht.
Gestern standen wir noch vor dem Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter...
Chrissi
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#29

01.06.2007, 10:00

Kann es sein, dass die Zustände gerade in Kanzleien, in denen die Frau eines Anwalts mitarbeitet besonders schlimm sind? Zumindest ist es in den mir bekannten Fällen so. Da gehört es zu den täglichen Arbeiten der Azubis den Boden zu saugen und die Toiletten zu putzen und der Umgangston ist auch unter aller Würde. Außerdem stehen Bemerkungen wie "Sie können ja froh sein, dass Sie eine Stelle haben." an der Tagesordnung.
Bürozicke
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#30

01.06.2007, 10:11

Finde solche Entwicklungen schon krass. Klar muss man heute tatsächlich froh sein eine Stelle / Ausbildung zu haben - ich weiß, dass es zum einer Lehrlingszeit wesentlich einfacher war.

Aber dennoch muss man sich doch nicht wie den letzten Dreck behandeln lassen und auch der Irrglaube von manchen RA sie wären bessere Menschen nur weil sie Jura studiert haben - woher kommt sowas?!

(Rest gelöscht...)
Zuletzt geändert von Bürozicke am 04.06.2007, 08:48, insgesamt 1-mal geändert.
Gestern standen wir noch vor dem Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter...
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