Was kann man von Auszubildenden erwarten?

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samsara
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#31

29.10.2015, 13:58

pitz hat geschrieben:
Mai212012 hat geschrieben: Und das sind keine Einzelfälle. Es nimmt einfach zu, dass sich diese jungen Leute bewerben, obwohl sie eine Null-Bock-Einstellung an den Tag legen.
Und dass - gerade auch im Rahmen einer Ausbildung - Fehler passieren können ist doch auch klar. Aber wenn die mir vorgesetzte Fachkraft mich dann irgendwie die Frustration spüren lässt, die ich hier aus vielen Beiträgen hier rauslese, könnte ich den entsprechenden Azubis eine gewisse Trotzreaktion nicht verdenken.
Fehler passieren - egal ob Azubi oder Fachkraft. Wenn ich dem Azubi zig mal dieselbe Sache erklären muss, schriftliche Anweisungen bestehen, wie etwas gemacht werden muss und dann trotzdem die Reihenfolge der Bearbeitung nicht eingehalten wird, weil nicht nachgeschaut wurde oder man es eh viel besser weiß (oh ja, auch solche Azubis gibt es), dann ist man als Ausbilder irgendwann einfach gefrustet. Als Ausbilder ist man auch nicht dazu da, den Azubi zu verhätscheln, sondern ihm etwas beizubringen. Das geht aber nicht, wen der Azubi keine Lust dazu hat.
Fräulein Fit

#32

29.10.2015, 14:35

Also ich bin auch der Meinung, es gibt solche und solche, aber die Motivation der Leute lässt wirklich nach und das liegt nicht nur am Gehalt, ist ja nicht so, als wären ReFas die schlecht bezahltesten überhaupt.

Ich hatte bis vor kurzem eher das Problem, dass meine Nachfolgerin (gerade fertig mit der Ausbildung) der Meinung ist sie kann alles und weiß alles. Nun ist aber Kanzlei und Rechtsabteilung doch was anderes. Keine Notizen gemacht, viele Sachen auf 'eigene Faust' gemacht, zum Teil schon halbe Rechtsberatungen abgegeben... Man kann ihr sagen was man will, sie lernt nicht daraus. Da weiß ich auch nicht, was man da noch machen soll.

Als ich damals in der Kanzlei aufgehört habe, hab ich noch 2 Tage die neue Azubine eingearbeitet und sie war super.
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Morgenmuffel
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#33

29.10.2015, 14:44

Ich hatte auch schon super Azubis, die wirklich alles beim ersten Mal verstanden haben und die teilweise sogar schon im 1. Lehrjahr kleinere Anschreiben fertigen konnten, ohne dass ich drüber gucken musste. Im 2. Lehrjahr kommt dann immer mehr dazu und im 3. Lehrjahr sind es dann schön etwas größeren "Sachen", die die Azubis rausschicken können. Und wenn sie sich unsicher fühlen, hab ich auch immer gesagt, dass es dann kein Problem ist, wenn ich nochmal drüber lese. Wir haben dieses Mal halt leider sehr Pech mit unserer Azubine, die - glaub ich - auch den Ablauf im 3. Lehrjahr immer noch nicht versteht. Weder den Kanzleiablauf, noch den Akten-/Verfahrensablauf (und ich teile von Anfang an Zettel aus, auf denen der Ablauf steht, weil ich weiß, dass das am Anfang viel ist, was auf einen einprasselt). Wenn ich im 3. Lehrjahr aber immer noch denke, aus einem Mahnbescheid kann ich vollstrecken, dann weiß ich auch nicht, was die in der Schule macht. Und daran merke ich auch, dass sie hier im Büro auch nicht das macht, was man ihr sagt, nämlich sich mal eine Akte aus dem Schrank nehmen und einfach mal nachsehen, wie so eine Akte aufgebaut ist. So habe ich das damals auch in meiner Ausbildung gemacht. Und wenn ich was nicht verstanden habe, konnte ich immer fragen. Und auch seit ich selber Azubis unter mir habe, hab ich das immer so gehandhabt, nur bei der Aktuellen rede ich mir den Mund fusselig. Und nicht nur ich. Irgendwann ist leider auch meine Geduld am Ende. Und wenn man dann einen Satz (Bsp: erinnern wir um die Übersendung, statt an die Übersendung) immer und immer wieder verbessert und sie doch bittet, sich das doch mal zu merken (zudem hat sie eine Mustermappe am Tisch liegen), tja dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Für mich ist das dann eher ein Zeichen, dass sie - wie hier schon mehrfach geschrieben wurde - keine Lust hat und die Zeit hier nur absitzt. Ich hoffe einfach, dass ich im nächsten Jahr wieder eine Azubine kriege, die motivierter ist. Die Hoffnung will ich nicht aufgeben!
Der Vorteil der Klugheit liegt darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger. (Kurt Tucholsky)
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#34

29.10.2015, 15:49

@pitz :)

Es geht hier nicht darum, dass man erwartet, dass ein Azubi die Kanzlei führt oder sich von Tag 1 an mit allem auskennt. Natürlich machen Azubis Fehler, völlig in Ordnung :) War ja damals auch Azubi und musste eine andere Azubine einlernen. Nur das VERHALTEN ist der springende Punkt. Ich hatte egal vor wem immer in meiner Ausbildung Respekt und habe nicht einmal eine Trotzreaktion gezeigt, obwohl ich sicherlich des Öfteren gefrustete Kolleginnen hatte. Auch heute mache ich sowas nicht. Aber wenn man schon so redet, dass es völlig verständlich ist, dass Azubis trotzig werden, wenn die Kollegin gefrustet ist...na dann Prost Mahlzeit. Das ist gar keine Argumentation. Wenn man ein Problem hat, sofort ansprechen und eine Lösung finden.
Warum sind denn Kolleginnen gefrustet? Bzw. Vorgesetzte? Weil sie das Gefühl haben, dass sie gegen eine Wand reden. Siehe die ganzen anderen Beiträge. Das kommt nicht von ungefähr!
Wie gesagt, es ist ein meilenweiter Unterschied zwischen "Kein Bock haben" und "sich anstrengen aber Fehler machen"!

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#35

29.10.2015, 15:52

Mai212012 hat geschrieben: Wie gesagt, es ist ein meilenweiter Unterschied zwischen "Kein Bock haben" und "sich anstrengen aber Fehler machen"!
Das fasst es sehr gut zusammen.
läuft...
:huch
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Morgenmuffel
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#36

29.10.2015, 16:03

Mai212012: Genau das ist es!!!
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pitz
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#37

29.10.2015, 16:25

Mai212012 hat geschrieben:Aber wenn man schon so redet, dass es völlig verständlich ist, dass Azubis trotzig werden, wenn die Kollegin gefrustet ist...na dann Prost Mahlzeit.
Das es verständlich ist, habe ich nie gesagt, ich wollte nur eine Möglichkeit illustrieren, woher trotziges Verhalten rühren mag.

Und natürlich ist meine Einschätzung eine rein subjektive und es könnte mir sicherlich auch einfach egal sein, weil ich weiß, dass die verbreitete Einschätzung mich nicht im Äußersten betrifft, ist es aber nicht, weil ich einfach befürchte, dass durch ständiges sich-selbst-und-gegenseitig-bestätigen, dass Azubis heutzutage größtenteils unfähig sind, einfach eine gewisse Vorverurteilung stattfindet.
ein Problem hat, sofort ansprechen und eine Lösung finden.
:zustimm

Und - nur um sicher zu gehen: Ich wollte hier niemanden irgendwie angreifen oder irgendwelche wie auch immer gearteten Vorhaltungen machen. Wenn dies so rüber kam, tut es mir leid - ist wohl dann meiner subjektiven Wahrnehmung geschuldet.

Dieses Forum und somit alle in ihm Aktiven haben mir schon das ein oder andere Mal weitergeholfen und dafür bin ich den Mitgliedern - Mitazubis, Rechtsanwält_innen und sowohl mehr als auch weniger erfahrenen Kolleg_innen - äußerst dankbar.

:knutsch
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#38

02.11.2015, 14:11

Ich wollte hier nicht alle Azubis über einen Kamm scheren. Dazu gibt es hier auch gar keinen Grund, denn immerhin scheinen meine Azubis motiviert zu sein. Fehltage wegen Krankheiten kommen hier echt selten vor und insgesamt kann ich nicht von einer Null-Bock-Einstellung reden.

Ich persönlich verstehe nur nicht, wie man nicht bemerken kann, dass man ein Kenntnisnahmeschreiben 2mal gemacht hat oder dass Post für eine Kanzlei eingeht, die es hier gar nicht gibt (Fehler vom Gericht!). Stattdessen wird es dem Anwalt wortlos vorgelegt. Wenigstens die Frage, was man damit machen soll, hätte ich erwartet. Aber so zeigt es mir, dass die Post entweder nicht (vollständig) gelesen wird oder man Arbeit abschiebt. Ich finde, eine Azubine im 2. Jahr könnte von sich aus beim Gericht oder der Kanzlei anrufen und fragen, ob das Schreiben zurück soll oder ob man es durchfaxen kann. Übrigens passiert sowas immer wieder mal. Nach spätestens dem 3. Mal sollte man doch eigentlich wissen, wie man damit umgeht.

Thema unrichtige Faxnummer: Zahlendreher kommen immer wieder mal vor. Passiert mir auch. Der mitdenkende Azubi würde Google bemühen und sich die richtige Faxnummer des Gerichts heraussuchen oder mal in der Akte blättern. ;) Stattdessen wird gejammert, dass das Fax auch beim 4. Mal nicht durchgeht. Sowas kostet auch unnötige Zeit. Warum schafft sowas eine Praktikantin selbständig (während eines Schulpraktikums), ein Azubi aber nicht?
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#39

02.11.2015, 14:43

Also falsche Post und falsche Faxnummer, das ist bei uns hier nicht anders. Lieber wird 12 mal versucht zu faxen, anstatt mal in der Akte zu gucken, ob sich jemand mit der Faxnummer vertan hat. Und wenn Post hier in einer neuen Sache eingeht, wo schon von dem neuen Mandanten drüber steht "Neue Sache!", wird auch erstmal nach der Akte gesucht. Wie likema31 schreibt, sowas kann mal passieren, aber nach dem dritten Mal erwarte ich selbst von einer Azubine im 1. Lehrjahr, dass sie zumindest fragt und nicht den ganzen Tag sucht. Aber unsere kann es selbst im 3. Lehrjahr noch nicht. Ich hoffe einfach, dass die nächste Azubine besser wird, denn ich will mich auch nicht damit abfinden, dass alle so sind. Das kann ich auch - ehrlich gesagt - gar nicht glauben!
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#40

02.11.2015, 15:49

pitz hat geschrieben:Abschließend: Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.
Ich denke das trifft es genau. Mehr muss man dazu fast nicht mehr sagen. Überall gibt es schwarze Schafe und niemand hat das hier verallgemeinern wollen, denke ich. Aber es muss auch erlaubt sein, einen "Einzelfall" aus seiner Sicht zu schildern, ohne dass sich irgendjemand gleich angegriffen fühlt.
:wink1 Unser größter Ruhm liegt nicht darin, niemals zu fallen, sondern jedesmal wieder aufzustehen, wenn wir gescheitert sind. 8)
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