ReFa - Berufsanfänger, was wird erwartet?

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likema31
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#1

02.08.2017, 15:47

Ich würde gerne wissen, was Ihr von einer ausgebildeten ReFa als Berufsanfängerin im ersten Jahr erwartet?

Was darf sie bei Euch und was nicht?

Natürlich kommt es immer darauf an, was sie in der Ausbildungskanzlei gelernt hat und wie die Qualität der Berufsschule so war.
CeNedra
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#2

02.08.2017, 16:05

In erster Linie kommt es dabei ja auf Deine Haftung an.

Wenn Deine neue Refa Mist baut, bist ja immer Du dran schuld, weil Du Dich auch nicht darauf berufen kannst, Du hättest sie X Jahre kontrolliert und sie sei immer zuverlässig gewesen.

Wir hatten die Situation, kurzfristig nur noch mit einer vor kurzem ausgelernten ReFa dazustehen. Die hat dann natürlich alles gemacht, aber wir haben alles kontrolliert und müssen das auch noch ne ganze WEile machen. Im Grunde kannst Du sie alles machen lassen, was Du willst und was sie kann, aber Du musst - allein schon für Deinen Seelenfrieden und die niedrigen Raten Deiner Haftpflicht - am besten nachweisbare Strukturen zur Kontrolle aufbauen. Das kann meiner Meinung nach auch eine erfahrene ReFa sein, wenn eine da ist, dann musst Du denk ich aber immer noch darauf achten, dass diese auch die "Neue" tatsächlich kontrolliert.

Wir haben mit unserer bisher wahnsinnig Glück gehabt, die Fehler, die zwangsläufig passieren, sind rechtzeitig aufgefallen oder aus irgendeinem dummen Zufall ohne Konsequenzen geblieben. Aber das geht nur durch Kontrolle. Erst ständig, dann regelmäßig - und nachweisbar! :roll:
Pitt
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#3

02.08.2017, 16:12

Wie Du schon richtig schreibst, kommst es auf die Ausbildungskanzlei an und da gibt es erhebliche Qualitätsunterschiede. Normalerweise wird hier immer 1 - 2 Tage zur Probe gearbeitet und ein ausführliches Bewerbungsgespräch geführt. Grundsätzlich gibt es hier keine Aufgaben, die nur erfahrenen ReFas vorbehalten sind. Wer hier anfängt, muss also damit rechnen, dass er auch Sachen auf den Tisch bekommt, die er in der Ausbildung nicht gemacht hat. Es wird aber auch von Anfang an Hilfe angeboten. Wie umfangreich diese Hilfe dann ausfällt, hängt von der Schwere der Aufgabe bzw. dem Vorwissen der Mitarbeiterin ab. Manchmal genügt ein Denkanstoß in Form eines Verweises auf einen Aufsatz oder ein Seminarskript, manchmal setzt man sich gemeinsam vor die Akte und geht die weitere Vorgehensweise Schritt für Schritt durch.
Ich finde es ehrlich gesagt schwierig, konkret zu sagen, das und das muss eine ausgelernte ReFa auf jeden Fall können, denn - und das weiß man ja als Rechtsanwalt/Rechtsanwältin am Besten - es gibt so viele Rechtsgebiete und so viele unterschiedliche Aufgabenbereiche, dass man schwer verlangen kann, in jedem Bereich Aufgaben "von durchschnittlicher Schwere" allein bearbeiten zu können. Natürlich sollte eine ausgelernte ReFa in der Lage sein, einen ZV-Auftrag, Mahnbescheidsantrag, PfÜB auszufüllen oder einen Kostenfestsetzungsantrag zu stellen, aber es gibt auch dort immer wieder Sachverhalte, die selbst lange ausgelernten ReFas Kopfzerbrechen bereiten und wo man dann auch mit vielen Jahren Berufserfahrung unsicher ist, wie man diesen Antrag ausfüllt oder ob die Kostenrechnung / Ermittlung des Gegenstandswertes so richtig ist.
Man sieht ja hier im Forum immer wieder, welche Fälle auch langjährige ReFas ins Grübeln bringen können. :nachdenk
CeNedra
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#4

02.08.2017, 16:23

da stimme ich zu.

Wir sitzen übrigens auch ständig zusammen und grübeln über irgendetwas, was sie einfach nicht in der Ausbildung gelernt oder wieder vergessen hat. (Darum bin ich ja auch in diesem Forum :pfeif )
BlackWoman

#5

02.08.2017, 16:31

Ja ich finde auch, dass es immer wieder Situationen gibt, in denen man selbst als ausgelernte ReFa nicht weiß, wie man jetzt am besten anfängt. Das geht mir hier ganz oft so. Und wenn dann keiner da ist - außer wie hier der Azubi - den man fragen kann, dann ist man natürlich schon aufgeschmissen.
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#6

03.08.2017, 09:00

Ich danke Euch.

Die Frage der Haftung ist natürlich relevant, aber das meinte ich nicht.

Mir geht es darum, ob man einer ReFa im ersten Jahr tatsächlich schon alles geben kann. Selbstverständlich darf hier immer gefragt werden, wenn etwas unklar ist, ich will die gute Frau aber nicht überfordern, da ich schlecht einschätzen kann, was sie wirklich in ihrer Ausbildungskanzlei gelernt hat und was nicht. Aber da werde ich wohl ein paar Wochen abwarten müssen, wie sie sich entwickelt.
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#7

03.08.2017, 09:02

ich will die gute Frau
Sagt eigentlich schon alles :roll:
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#8

03.08.2017, 09:25

likema31 hat geschrieben:da ich schlecht einschätzen kann, was sie wirklich in ihrer Ausbildungskanzlei gelernt hat und was nicht.
Hast du dich mit ihr zusammengesetzt (also richtig, nicht so zwischen Tür und Angel) und besprochen, was sie kann und was nicht?
Ich finde sowas wird viel zu selten gemacht. Man wird eigentlich immer nur hingesetzt "mach mal" und dann sind viele enttäuscht, wenn nicht das kommt, was erwartet wird.
:niveau
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#9

03.08.2017, 09:44

Als meine Kollegin als Berufsanfängerin bei mir (damals grad zwei Jahre ausgelernt) gelandet ist, habe ich ihr alles gegeben, sie machen lassen und bevor es an den Chef ist, mit ihr durchgesprochen bzw. kontrolliert. Und immer wenn irgendeine Sache dann richtig gepasst hat, konnte sie die Sachen direkt an den Chef geben. Das hat vielleicht einen Monat gedauert, da war sie in allen Besonderheiten und Eigenheiten der Kanzlei eingearbeitet. Natürlich: Wenn sie Fragen hatte, konnten wir immer drüber sprechen.
Von daher: Gib ihr, was du möchtest, kommuniziere aber offen, dass du zum einen alles kontrollierst und zum anderen für Fragen da bist.
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert!

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#10

03.08.2017, 10:15

Bei mir was das damals so, dass ich ganz schlecht ausgebildet worden bin. Mein damaliger Chef hat das gemerkt, weil ich auch ehrlich war. Ich habe ihm gesagt, was ich gemacht habe und was nicht. Wir haben dann über das Arbeitsamt so einen Zuschuss beantragt, dass die mich quasi nochmals ausbilden bzw. das nachholen, was mir nicht beigebracht wurde. Ich musste sogar Referate über das RVG halten. Fand ich ab irgendwann albern und habe es gelassen. Ich habe mich dann mit meiner BL zusammen gesetzt und wir haben dann die Sachen besprochen.

Reden ist halt ganz wichtig in solchen Situationen :)
Liebe Grüße

das Pisten-huhn
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