Azubi denkt nicht mit - benötige Tipps

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samsara
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#11

12.09.2016, 09:28

Als erstes sind die Eltern gefragt und nicht die Schule. Wobei ich nicht glaube, dass es (nur) ein Erziehungsproblem ist.

In der Schule muss man doch auch Biss, Engagement und Ehrgeiz haben, um das Schuljahr und dann den Abschluss zu schaffen. Weshalb nicht auch in der Ausbildung?
Tatjana H.
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#12

12.09.2016, 09:51

Also ich würde auch das Gespräch mit den Eltern zuerst suchen udn lass dich von dem Vater ja nicht einschüchtern. Zieh einen RA dazu, dass er sich das auch anhört. Es kann doch nicht sein, dass man mit 18 nicht in der Lage ist seine Probleme selber zu lösen.

Weiterhin müsste man ihr vielleicht klar machen, dass sie die Ausbildung "praktisch nicht schaffen" wird, weil man ihr keine Aufgaben geben kann und somit auch nichts Neues beibringen kann, was sie braucht, damit sie nach der Ausbildung arbeiten gehen kann. Du solltest ihr klar machen, dass sie so wie es jetzt ist, keinen Job finden wird, weil niemand sie einstellen wird, wenn sie nicht mal von 12 bis mittags denken kann - obwohl ich mir lebhaft vorstellen kann, dass Papa auch hierfür eine Lösung parat hat. :augenreib

Vielleicht sollte auch mal einer der RAs mit ihr sprechen und mit den Eltern auch. Denen ist vielleicht gar nicht so bewusst, dass ihr Prinzesschen nicht "lebenstauglich" ist ohne die Unterstützung der Eltern.
samsara hat geschrieben:Als erstes sind die Eltern gefragt und nicht die Schule. Wobei ich nicht glaube, dass es (nur) ein Erziehungsproblem ist.
Und die Schulen sind genauso überfordert wie wir mit unseren Azubis... Das liegt am Elternhaus. Wenn du den ganzen Tag den Arsch hinterhergetragen bekommst und nicht ansatzweise an irgendwas denken musst oder für deine Fehler gerade stehen musst, dann wirst du halt so... Ich seh das an den Kindern meiner Freunde. Der Älteste ist rotzfrech, weiß alles besser, ist schulisch hoch intelligent (alles was man aus Büchern lernen kann hat er gute Noten) aber so "lebensdoof"---- keine Zusammenhänge, dauernd vergisst er irgendwas, etc. Und seine Mutter fährt dann lieber ne halbe Stunde früher auf die Arbeit, damit sie dem Kind noch den Turnbeutel bringen kann, den er zuhause aus eigenem Verschulden hat liegen lassen... :vogel Bei mir würde der halt keinen Sport mitmachen und müsste seinem Lehrer erklären, warum er seine Sachen nicht dabei hat.

Also wie gesagt, da müsste meines Erachtens mal dringend das Gespräch mit den Eltern gesucht werden, und zwar durch den RA.
Tatjana

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#13

12.09.2016, 09:51

likema31 hat geschrieben:Manchmal denke ich, Mitdenken/Gedankentransfer, einfach eine Aufgabe auf eine neue Situation zu übertragen, wird in den Schulen nicht mehr gelernt. Dafür können die Azubis aber nichts.
Das ist leider in der Tat so - es wird nicht vermittelt, wie man das Lernen lernt, und mit G8 ist das nicht besser geworden dank der knappen Zeit. Im Endeffekt wird (nicht erst seit gestern) nur noch auf die Klausuren hin gelernt, und dort wird das "Wissen" nur noch ausge...spien.

Wobei das, Bologna sei dank, an den Unis im Zuge von Bachelor- und Masterstudium leider haargenau so ist.
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#14

12.09.2016, 09:54

skugga hat geschrieben:
likema31 hat geschrieben:Manchmal denke ich, Mitdenken/Gedankentransfer, einfach eine Aufgabe auf eine neue Situation zu übertragen, wird in den Schulen nicht mehr gelernt. Dafür können die Azubis aber nichts.
Das ist leider in der Tat so - es wird nicht vermittelt, wie man das Lernen lernt, und mit G8 ist das nicht besser geworden dank der knappen Zeit. Im Endeffekt wird (nicht erst seit gestern) nur noch auf die Klausuren hin gelernt, und dort wird das "Wissen" nur noch ausge...spien.

Wobei das, Bologna sei dank, an den Unis im Zuge von Bachelor- und Masterstudium leider haargenau so ist.
Aber ich finde, skugga, dass das die Aufgabe des Elternhauses ist, mit den Kindern zu lernen und ihnen eigenständiges Denken nahezubringen. Ich finde nicht, dass dieser Teil der Erziehung einfach dem Kindergarten/der schule überlassen werden sollte, nur weil die Eltern keine Zeit haben, sich damit auseinander zu setzen.
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#15

12.09.2016, 09:56

Tatjana H. hat geschrieben:
skugga hat geschrieben:
likema31 hat geschrieben:Manchmal denke ich, Mitdenken/Gedankentransfer, einfach eine Aufgabe auf eine neue Situation zu übertragen, wird in den Schulen nicht mehr gelernt. Dafür können die Azubis aber nichts.
Das ist leider in der Tat so - es wird nicht vermittelt, wie man das Lernen lernt, und mit G8 ist das nicht besser geworden dank der knappen Zeit. Im Endeffekt wird (nicht erst seit gestern) nur noch auf die Klausuren hin gelernt, und dort wird das "Wissen" nur noch ausge...spien.

Wobei das, Bologna sei dank, an den Unis im Zuge von Bachelor- und Masterstudium leider haargenau so ist.
Aber ich finde, skugga, dass das die Aufgabe des Elternhauses ist, mit den Kindern zu lernen und ihnen eigenständiges Denken nahezubringen. Ich finde nicht, dass dieser Teil der Erziehung einfach dem Kindergarten/der schule überlassen werden sollte, nur weil die Eltern keine Zeit haben, sich damit auseinander zu setzen.
Ohne Frage. Ich finde es nur, vorsichtig ausgedrückt, suboptimal, dass Schul- und Unibetrieb inzwischen so aufgebaut sind, dass das dort eben überhaupt nicht mehr vertieft wird.
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#16

12.09.2016, 10:04

Also die Azubine hat Realschule gemacht und sich dann bei uns beworben. Ein Sensibelchen ist sie allemal.

Wir sind ungefähr 15 Kolleginnen (vom Alter sehr gemischtes Team) und sie kommt irgendwie mit allen zwar klar, jedoch hat zu niemandem näher Kontakt. Ich meine jetzt nicht privat sondern eher in der Mittagspause. Wir haben eine große Küche und essen da meist zusammen. Täglich sind dies zwischen 3 und 8 Mitarbeiter. Sie sitzt dann da, beteiligt sich nicht am Gespräch und starrt Löcher in die Luft. Sie antwortet zwar auf direkte Fragen. Aber wenn man frägt "Wie war dein Wochenende" kommt als Antwort "gut" und mehr nicht.
Wir haben versucht sie einzubinden, aber irgendwie den Eindruck gewonnen, sie will sich gar nicht ins Team integrieren.
Wir hatten einen Abschied einer RAin und der runde Geburtstag vom Chef an einem Freitagabend gefeiert und extra einen Termin ausgesucht, an dem im Vorfeld alle gesagt haben sie können. Da ist sie nicht mit. Das sei ihr zu viel.
Wir laufen oft gemeinsam zum Zug/Bus. Hier erzählt sie auch manchmal mehr (jedoch in der Pause wiederum nicht). Auch, dass sie zuhause nicht so ruhig wäre.
Habe am Anfang gedacht, ich lasse ihr Zeit zum auftauen, aber das Auftauen geht nun schon 1 Jahr. Langsam aber sicher müsste man doch etwas zugänglicher sein. Auch unser Betriebsausflug hat hier nicht geholfen.


Den Küchendienst machen wirklich alle bei uns. Blumengießen machen nur wir Refas. Die Mitarbeiter im Steuerbereich machen das jeder für sich.

Aber auch das sind Dinge, die irgendwann von allein funktionieren müssen und ich nicht jedes 2x Mal darauf hinweisen möchte.

Das Problem an meinem Chef ist, dass er sie mit Samthandschuhen anfasst, seit sich der Vater gemeldet hat. Der geht jeder Konfrontation aus dem Weg. Ich vermute, er „zieht sie jetzt noch mit“ bis sie fertig ist. Aber ich möchte ja, dass sie nach den 3 Jahren Ausbildung was kann und zwar mehr als Küche sauber machen und Blumen gießen.

Gelobt wird sie selbstverständlich. Ich finde wichtig zu sagen wenn man unzufrieden ist wie auch, wenn man zufrieden ist.
Jedoch hält es leider nicht oft an. Gerade mit Diktaten war sie am Anfang echt gut. Hab sie auch gelobt. Sie fand es auch total „cool“, dass sie nun schreiben darf. Dachte, wenn sie Sachen macht, die ihr mehr Spaß machen wird es etwas besser.
Aber dann bringt sie manchmal so Sachen, da weiß ich echt nicht weiter.
Ein großes Problem ist auch, Sachen richtig auszurichten. Wenn ein Anwalt sagt, ich brauch das bis morgen früh und sie meiner Kollegin ausrichtet, er braucht das heute noch, diese dann länger bleibt und es sich dann rausstellt, dass das nicht nötig war, ist das halt einfach ärgerlich.

Und Fehler darf sie machen, darum geht es ja gar nicht. Es ist nur die Frage, was für Fehler. Wenn ich es ca. 100 x erklärt habe, erwarte ich auch, dass Sachen mal fehlerfrei gemacht werden.
Ich habe ihr das in einem Gespräch erklärt, dass sei wie ein Turm. Unten muss das Fundament fest sein, damit man oben weiter bauen kann. So in der Art, wackelt es unten schon, hebt auch der obere Teil des Turms nicht.

Auch, dass sie sehr langsam ist, ist übel. Richtig arbeiten und dafür Zeit brauchen ist überhaupt kein Problem. Aber langsam arbeiten und dann die Hälfte falsch zu haben ist halt auf Dauer wirklich schwierig.
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#17

12.09.2016, 10:13

Ich glaube nicht, dass jeder, der daheim verwöhnt wird, lebensfremd ist. Sie ist einfach nicht reif genug für eine Ausbildung. Das wird sich auch nicht ändern.
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#18

12.09.2016, 10:14

Hast du mal in Betracht gezogen, dass sie vielleicht etwas "authistisch" ist. (Mir fehlt das richtige Wort).

Vielleicht betüddeln die Eltern sie so, weil sie wissen, dass sie nicht die Hellste ist und froh sind, dass sie ne Ausbildung hat.
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#19

12.09.2016, 10:31

Geht sie mit den anderen Azubis a so schüchtern um?

Ich muss ja sagen, dass ich am Anfang auch sehr verschüchtert war. Glaubt mir heute keiner mehr. :mrgreen:

Bei mir hat sich das aber auch erst nach der Ausbildung so richtig gelegt.
"Das Leben ist zerbrechlich. Binnen eines Lidschlags kann einem alles genommen werden. Es ist leicht, sich ein Gefühl falscher Sicherheit zuzulegen. Ich lasse mich lieber auf die Zerbrechlichkeit des Lebens ein und genieße es hier und jetzt in seiner ganzen majestätischen Schönheit."

Ich finde, Francis Ackerman jr. hat dies sehr schön zum Ausdruck gebracht. :mrgreen:
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#20

12.09.2016, 10:45

Für mich klingt das fast wie Spät-Pubatierende oder wie so eine Trantüte, die es eben manchmal auch mal gibt; wir hatten vor Jahren auch mal so ein Azubi, lieb und nett, aber fachlich bis zuletzt nicht sonderlich toll und mitdenkend, 2x durch die Prüfung gerasselt, mit Ach und Krach beim 3. Mal dann durch. Da hat bis zum Schluß aller gute Wille nichts genutzt.

Wir hatten in der Ausbildung Listen für alles mögliche wie wir was zu machen hatten, ganz genau formuliert; das war für die meisten ziemlich überflüssig, für die paar, die eben nicht so Mitdenkend waren, aber schon eine Hilfe.
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