Eine Herzenssache - Ich bekomme ein Azubi.

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Tine Dea
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#11

20.01.2015, 17:02

Ich kann mich niva einfach nur in allem anschließen :wink1

Auch ich habe meine Ausbildung in einer kleinen Kanzlei (Einzelanwalt mit einem Azubi, der damals gerade ins zweite Lehrjahr gekommen ist) gemacht und ich wurde von Anfang mit allem betraut. Allerdings mit dem Unterschied, dass ich für Fehler nicht verantwortlich gemacht wurde. Ich war aber auch bereit, das alles zu machen und hab mich voll reingekniet. Ich weiß noch, dass ich an meinem ersten Tag gleich ne Klage aus nem Unfall tippen durfte (nach Diktat!) und einen Ehescheidungsantrag... :pfeif Mahnbescheide habe ich nach ca. drei Monaten selbstständig beantragt.

Was man auf jeden Fall machen kann, sind die Wiedervorlagen. Das gehört zum Büroalltag dazu. Wie sieht es denn auch mit dem Postein- und Ausgang aus? Das wurde mir am ersten Tag gezeigt, dann habe ich mich selbst versucht und meine "Ausbilderin" hat es sich noch mal angeschaut.

Telefon finde ich auch schwierig, aber wie ja niva schon sagte, kommt es auch auf den Azubi an. Ich habe damals drei Wochen oder so nur zugehört. Wenn meine Kollegin gesehen hat, dass der Chef anruft, dann hat sie mich ran gepfiffen und mich sozusagen üben lassen. Durch das lange zuhören habe ich mich bei den ersten Telefonaten dann aber zum Glück nicht mehr so unsicher gefühlt. Ein späterer Azubi dagegen hatte sich unsere drei Sätze zur Begrüßung am Telefon auch nach drei Monaten noch nicht gemerkt und immer Panik geschoben, sobald das Telefon für sie geklingelt hat... Kommt eben auf den Typ an....
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#12

20.01.2015, 20:00

Sonnenschein, ich finde das echt toll, dass Du so enthusiastisch an die Ausbildung Deiner ersten Azubine herangehst; das sieht man ja schon an der Überschrift dieses Threads.
Bzgl. der Wiedervorlagen bzw. allgemein eher unbeliebten Tätigkeiten: Da Du das ja mit Begeisterung machst, wird sich das hoffentlich auf die Azubine übertragen. Wenn es Dich selber anöden würde, könntest Du sie wahrscheinlich nicht dafür begeistern. Aber so kannst Du ihr ja alles zeigen und erklären, warum es wichtig ist.
Ich wünsche Dir viel Spaß mit der Auszubildenden und hoffe, dass sie Dir viel von dem, was Du ihr gibst, zurückgibt.
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#13

21.01.2015, 08:25

Find ich echt prima, dass du dir im Voraus so viele Gedanken machst :)

Ich durfte als Azubi damals eigentlich alles machen (durfte, nicht musste!) und mein Chef (Einzelanwalt + eine Angestellte + zweite Azubi) hat mir bei Fragen alles geduldig erklärt. In der Berufsschule war ich so ziemlich die einzige, die im ersten Lehrjahr was anderes machen durte außer Kaffeekochen und Akten einsortieren ... Ich hab recht schnell den Posteingang übernommen und dann auch den Postausgang, das Anlegen von Akten usw.

Bei meinem zweiten Arbeitgeber hatten wir dann eine Azubine, die im zweiten Ausbildungsjahr zu uns gewechselt ist .. Chef hat sich so gar nicht dafür interessiert, was sie macht, der hat einfach alles hingelegt, Diktate etc. .. wir haben dann anfangs viel zusammen gemacht und ich hab sie dann selbst machen lassen und danach mit ihr besprochen, weil ich der Meinung bin, wenn ich etwas selbst erarbeite (zB Abrechnungen), bleibt das viel besser im Hirn gespeichert als wenn ich es nur fertig anschaue.

Schau einfach mal, wie sie sich anstellt, dann wird das schon.

Und: es gibt immer Aufgaben, die man nicht so mag, aber die gehören halt einfach dazu ;)
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#14

21.01.2015, 10:40

Auch von mir ein großes Lob, dass Du mit soviel Freude Deiner Azubi alles, was sie für ihr Berufsleben braucht, beibringen willst! Ich bin echt begeistert! :huepf So eine Ausbilderin hätte ich mir auch gewünscht. Wir 4 Azubis (in einer reinen Lehrlingskanzlei mit einer Angestellten, ohne anschließende Übernahme) durften außer Telefondienst, Akten suchen, Gerichts- und Botengänge, Diktate schreiben und den Posteingang nichts selbständig machen und haben nichts erklärt bekommen. Und wenn man z. B. die Zwangsvollstreckung gezeigt haben wollte, hieß es immer: Keine Zeit. Auch der Hinweis, dass man das ja für die Berufsschule und die Zukunft benötigt, half da nichts. Klar, wenn von vornherein schon bekannt ist, dass man eh niemanden übernimmt und sich im nächsten Jahr wieder nen neuen Azubi dazuholt, ist das Interesse natürlich nicht besonders groß. :kopfkratz Ich persönlich finde es schade, wenn es solche Betriebe gibt. Es ist ja nicht Sinn und Zweck eine billige Arbeitskraft zu haben, die dann hinterher nicht(s) (viel) kann.
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#15

21.01.2015, 12:58

In meiner alten Kanzlei waren die ersten Aufgaben der Azubine: Akten anlegen, Akten kopieren, Posteingang und Postausgang (inkl. Fristen, die allerdings kontrolliert werden müssen), Botengänge, Wiedervorlagen. Der Rest kam dann nach und nach dazu.
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#16

21.01.2015, 15:43

Ich war damals die einzige Azubine (sonst auch keine Angestellten) und mir hat es gerade auch für die Berufsschule sehr geholfen, dass ich mir von Anfang an vieles selber erarbeiten musste/durfte. Grade in RVG. Am Anfang war es natürlich schwierig, aber mein Chef hat mir die Grundlagen erklärt wie ich vorzugehen habe und dann durfte ich selber einen Vorschlag für die Abrechnung machen. Durch das selber erarbeiten ist bei mir viel hängen geblieben und in der Schule konnte ich immer sehr punkten, weil ich einfach schon vieles wusste.
Dadurch hat es mir in der Schule dann auch viel Spaß gemacht, weil ich gute Noten geschrieben hab und auch auf der Arbeit war es nie langweilig, weil ich immer alles machen durfte und nicht nur die alltäglichen "Aufgaben" einer Auszubildenden.
Versuch sie alles mal machen zulassen. Vielleicht auch nach kurzer Anweisung selber erstmal einen Vorschlag machen lassen und es ihr dann zu erklären. So hat es mein Chef auch gemacht und ich muss sagen, dass ich richtig super ausgebildet wurde.
Sonnenschein11
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#17

22.01.2015, 14:50

:thx Vielen lieben Dank für die schönen Zuschriften und Gedankenstützen. Ich denke ich bin bereit :yeah Fehlt nur noch eine interessierte und nette Schülerin, die sich hier bewirbt. :huepf
Sonnen-Blume

#18

06.02.2015, 15:00

Hallo :)
Ich würde sagen lass sie die ersten paar Tage die neusten Akten durchschauen, also die Akten wo im Moment die "Dauergäste" sind um ihr einen Überblick zu verschaffen und dann kannst du sie auch langsam ans Telefon lassen. Bleib aber in der Nähe und höre auf Lautsprecher mit. Sie soll auch am besten sagen dass sie der neue Azubi ist (ich wurde schon angeschrieben was ich für eine dumme Gans bin nur weil ich nicht gleich was wusste).

Schau auch das sie nicht unterfordert ist und sie soll sich am besten über jeden Schritt Notizen machen. Am Ende sollte ein nettes "Büchlein" rauskommen auch mit Bilder als Anlage z.B. wie EDV bedient werden muss. So hat sie es mit dem Berichtsheft auch leichter. Am besten lässt du sie das Berichtsheft auch immer Freitagmittag im Büro schreiben..

Da ich selber eine schreckliche Ausbildung hatte hoffe ich du machst es besser und wünsche dir viel Erfolg :)
Sollte ich dir bei irgendwas helfen können, wie Tips zu einem bestimmten Thema (einfache Erklärung, etc) kannst du dich sehr gerne bei mir melden :)
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#19

22.05.2015, 21:09

Sonnenschein11 hat geschrieben:Und dann die Frage des Telefonierens.. Ich bin da sehr voreingenommen und finde nicht gut, das schon von Anfang an auf die Aufgabenliste zu stellen. Ich empfand es als Qual schon in der ersten Woche Telefonate entgegen zu nehmen und null Plan von irgendwas zu haben. Wie handhabt ihr es? Bzw. wie würdet ihr es als Azubis wünschen?

Ich fand das auch schlimm: ich musste schon ziemlich früh in meiner ersten Kanzlei (hab mitte der Ausbildung gewechselt) komplett alleine den Telefondienst machen und das hat mich ziemlich unter Druck gesetzt, weil ich einfach null Plan von nix hatte. Find ich auch wenig sinnvoll, da ich eh immer an die Kolleginnen verbinden oder an die Chefs weiter geben musste.

Allgemein @TE finde ich es super, dass du dir so Gedanken machst. Ich hätte mir mal so eine Ausbilderin wie dich gewünscht. Die in meiner ersten Kanzlei damals haben mich eineinhalb Jahre lang nur Botengang machen und Akten weghängen lassen, obwohl eigentlich genug im Notariat zu tun gewesen wäre. Ich war völligst gelangweilg und unterfordert und hatte zwischenzeitlich schon überlegt gehabt, die Ausbildung hinzuschmeißen - dann konnte ich Gottseidank wechseln und es war das komplette Gegenteil - ich hab viel gelernt und bin gerade dabei die Ausbildung abzuschließen (Hatte heute die letzte schriftliche Prüfung).
Viele Ausbilder unterschätzen einfach, wieviel Verantwortung man da hat. Es ist einfach nicht damit getan, den Azubi irgendwo hinzuhocken und sich selbst zu überlassen. Selbst wenn man sich mal mit hinhockt und Prüfungsaufgaben macht - das ist so enorm viel Stoff, diejenigen, die keinen halben Berufsschulnachmittag frei hatten, sind echt ganz schön ins Schwitzen gekommen (vor allem so kurz vor der Prüfung).

Was ich z.B. als Anregung habe: Lass sie ganz viel Kostenrechnungen machen und wenn bei euch in der Kanzlei vorhanden: ZV Aufträge, Mahnwesen. Das gibt Sicherheit. Vor allem dann in den Klausuren etc. weil Praxis einfach das A und O ist. Versuch vielleicht, ihre Aufgaben an den Berufsschulstoff anzupassen und ein bisschen sogar schon vorzuarbeiten, damit sie einen Vorteil hat und gute Noten schreiben kann :) (sowas hätte ich mir als Azubi zumindest gewünscht).

Ich finde es völlig okay, wenn sie den ersten Monat "nur" die typischen Hilfsarbeiten erledigt, das ist gut, um sich zu orientieren, wo überhaupt was ist, welche Fälle man hat, etc. dann denke ich kann man anfangen mit irgendwelchen Schreiben etc.

Wiedervorlagen raussuchen hätte ich an sich nicht schlimm gefunden - wenn ich sie denn auch hätte bearbeiten dürfen. Ich habe damals immer nur Akten gezogen, sonst nichts.

Aber trotz allem gilt - für den Fall, dass du so einen kleinen Naseweis kriegst, wie wir momentan im 1. Lehrjahr haben - nicht auf der Nase rumtanzen lassen! Wenn man ZU nett ist, dann respektieren die einen irgendwann nicht mehr.

Viel Erfolg :)
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#20

22.05.2015, 21:24

Da dieser Thread wieder hochgezogen wurde: Wie geht's Dir denn, Sonnenschein, mit Deiner Azubine? Ich weiß leider nicht, ob Du es vielleicht anderswo erzählt hast.
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