Rechtsfachwirt oder andere Weiterbildung

In diesem Bereich können Themen rund um Fortbildung und Weiterbildung besprochen werden. Rechtsfachwirte und -interessierte bitte hier lang.
Notariatsmann
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#31

03.09.2016, 14:48

Coco Lores hat geschrieben: Heute weiß ich es besser aber ich kann es mir einfach nicht leisten nochmal anzufangen zumal ich auch schon fast 30 bin und es sich jetzt einfach nicht mehr lohnt :sad:
Mit 30 kann man noch alles ändern, wenn man nur will. Und lohnen tut es sich bei einem erwarteten Rentenalter von vllt. > 65 allemal. Selbst, wenn man dann erst mit 40 in einem neuen Beruf angekommen ist, kann man den noch locker 25 Jahre machen. Das zwischenzeitliche Gefühl, weiterzukommen, sich selbst geistig zu verbessern, ist ja auch ein (wenn auch immaterieller) Wert, für manchen vllt. besser als die Perspektive, Jahrzehntelang dasselbe zu machen.

Ich würde aber jedem Fortbildungswilligen zu einer vorherigen Planung raten: Wieviel Zeit habe ich pro Tag oder Woche für Studien? Kann ich ggf. auf Teilzeit gehen, um Zeit frei zu machen? Was darf es kosten? Wie lange darf es dauern und ist die Lebenssituation in der geplanten Zeit voraussichtlich stabil oder sollen z. B. Kinder kommen. Kann ich gut in einem Fernstudium alleine lernen oder brauche ich eher eine Präsenzveranstaltung mit Leuten zum Fragen und Kollegen zum Austausch und für wechselseitige Motivation? Und vor allem: Was soll das konkrete berufliche Ziel sein, Geld, anderer Job, anderes Aufgabengebiet, interessantere Tätigkeit - oder doch nur ein Jodeldiplom ("irgendwas für mich selbst"), danach richtet sich eigentlich die ganze Planung und beantwortet sich die Frage, welcher Aufwand für welches Ergebnis lohnt.
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paralegal6
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#32

03.09.2016, 18:52

Kosten darf es nichts, das ist mein Problem ;)
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Coco Lores
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#33

07.09.2016, 16:28

@ Notariatsmann: Das hast du sehr schön gesagt und dem stimme ich auch zu.
Mein Traum war es immer mal Staatsanwältin zu werden. Dafür muss man aber einen sehr guten Abschluss machen, was sich in einem solchen Studium als äußerst schwierig gestaltet. Der Zahn wurde uns schnell gezogen, dass man in einem Jurastudium vergleichbar "gute" Noten schreibt, wie in der Schule. Klar kann man alles erreichen wenn man sich anstrengt, aber wie du schon richtig sagst muss man sich selbst fragen, was man sich von der Zukunft eigentlich verspricht. Und da muss ich ganz klar sagen, dass ich so in den nächsten drei - vier Jahren schon gerne Kinder hätte und ein solches Studium mit Kindern nun wirklich mehr als schwer wäre.

Über die Kosten für ein solches Studium müssen wir uns gar nicht erst unterhalten. Zu meiner Studienzeit gab es zwar noch die Studiengebühren, welche mittlerweile glaube ich weggefallen sind, aber dennoch ist dieses Studium sehr teuer. Dies geht von der Anschaffung des Lehrmaterials (Ihr wisst alle wie teuer die ganzen dicken Gesetzesschinken sind auch wenn man eine Loseblattsammlung abonniert und davon gibt's ja unendlich viele ständig neue), bis hin zu Kosten für Druckerpatronen, Papier etc. (ich musste so viele Sachen drucken und kopieren...unglaublich).
Ich hab zwar nebenbei noch in einer Kanzlei gearbeitet aber der Lehrplan war alles andere als günstig und ich konnte das nur stemmen, weil ich einen ganz tollen Chef hatte. Ansonsten wäre mir nur Kellnern oder ein Job am Wochenende geblieben, was einfach zu viel wäre für mich.
Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen!!!
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Else007
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#34

08.09.2016, 21:38

@ Coco Lores: Um noch mal auf Deine Fragen vom 31.08. zurückzukommen: Die Gebühren für das Fernstudium bei der Beuth sind semesterweise zu entrichten, diese betragen derzeit 2.100,00 Euro, sind bei drei Semestern also 700,00 Euro pro Semester. Hierfür kannst Du u.U. aber das sogenannte "Meister-Bafög" (Aufstiegsfortbildungsförderung) als Darlehen beantragen, welches dann nach Ende der Maßnahme noch zwei Jahre lang zins- und tilgungsfrei ist; danach ist das Darlehen in monatlichen Raten zurückzuzahlen.
Wenn die Fortbildung bestanden wird, können noch weitere 40 Prozent für die Lehrgangs- und Prüfungsgebühren erlassen werden.

Die Präsenzphasen sind Pflichtveranstaltungen, d.h. es besteht Teilnahme- und Anwesenheitspflicht. Hiervon sind zwei vorgesehen, die erste im 2. Semester und die zweite im 3. Semester. Um aber überhaupt an der ersten Präsenzphase teilnehmen zu dürfen, muss man drei von möglichen fünf Einsendeaufgaben erfolgreich bearbeitet haben und für die 2. Präsenzphase dann vier Einsendeaufgaben.

In beiden Präsenzwochen werden jeweils an den Samstagen Klausuren geschrieben, hierfür sind dann 4,5 Zeitstunden angesetzt (man wählt dann zwei aus drei Themengebieten aus bzw. zwei aus vier Themengebieten in der 2. Präsenzwoche). Damit man am Ende der Fortbildung dann das Abschlusszertifikat "erfolgreich teilgenommen" bescheinigt bekommt, muss man mindestens eine Klausur bestehen. Damit ist man dann aber noch lange nicht Rechtsfachwirtin, denn den eigentlichen Abschluss macht man dann bei der RA-Kammer, welche dann nach erfolgreicher mündlicher und schriftlicher Prüfung auch ein Zeugnis ausstellt.

Ich fliege übrigens am Sonntag nach Berlin und freue mich auf meine 1. Präsenzphase. Bis hier habe ich es schon mal geschafft, alles Weitere wird sich zeigen. Und in Bezug auf das Alter sehe ich es so wie der Notariatsmann: Das Renteneintrittsalter wird ja vermutlich eher steigen, von daher dürfen wir also noch ein paar Jahre "buckeln", die Fortbildung lohnt sich daher meiner Meinung nach auch noch für mich...und ich bin schon weit über 30 8) Wenn Du aber eh Kinder in Planung hast, würde ich das Ganze vielleicht doch noch mal überdenken.
Ich wünsche Dir jedenfalls gutes Gelingen bei allem, was Du so vor hast!

PS. ...und ich könnte jetzt für nächste Woche ein paar Daumen von Euch gebrauchen :roll: :mrgreen:
LG, Else (alt genug, es besser zu wissen...jung genug, es trotzdem zu tun :teufel )
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#35

09.09.2016, 10:18

@Else007: Danke für deine Antwort. Ich würde das schon irgendwie gerne machen, bin nur mit den Kosten echt im Zwiespalt. Du machst das ganze neben dem Vollzeitberuf oder wie darf ich mir das vorstellen?

Das Problem mit dem "Meister-BAföG" ist für mich, dass ich aufgrund meines Studiums demnächst nicht wenig BAföG zurückzahlen muss und ich, sofern ich den Job nicht Vollzeit ausüben kann, mir das alles nicht leisten kann.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Spaß bei deiner 1. Präsenzphase und drücke natürlich alle Däumchen!!!
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#36

09.09.2016, 19:41

Else007 hat geschrieben:PS. ...und ich könnte jetzt für nächste Woche ein paar Daumen von Euch gebrauchen :roll: :mrgreen:

Ui da drücke ich auch ganz fest die Daumen. Viel Erfolg! :wink2
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Else007
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#37

09.09.2016, 22:39

@ 148: Vielen lieben Dank :knutsch

@ Coco Lores: Ja, das mit den Kosten ist schon immer so eine Sache, zudem ja zusätzlich zu den Semestergebühren auch noch Kosten für Fachliteratur sowie Reisekosten hinzuzurechnen sind und diese nicht über das "Meister-Bafög" abgedeckt sind. Man muss sich das halt gut überlegen, was man dann später damit anstellen will.

Das Fernstudium kann neben einem Vollzeitjob geleistet werden, ist aber vom Umfang nicht zu unterschätzen. Seitens der Uni werden hierfür 10-15 Stunden wöchentlich empfohlen; hier kommt es auch darauf an, inwieweit man selber mit der Materie vertraut ist (einige Themen hat man schneller durch, andere wiederum fordern einen manchmal eben länger). Auch muss man sich selber ziemlich diszipliniert verhalten, was auch schon mal sehr schwer fallen kann, wenn man abends noch in den Büchern wälzt, während draußen gerade die Garten- und Grillpartys steigen :roll:

Aber wie heißt es so schön: Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe ;o)
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#38

15.02.2017, 11:48

Hallöchen, :dance

ich habe letztes Jahr im Juni meine Ausbildung zur ReNo abgeschlossen. Ich bin erst 19 und ich will nicht, dass das schon das "Ende" ist.

Ich habe kein Abitur und ein Studium kommt für mich nicht wirklich in Frage. Also dachte ich mir, vielleicht wäre ja eine Weiterbildung etwas für mich. Leider habe ich Angst dass ich a) die Weiterbildungen nicht machen kann oder darf, da ich kein Abi habe (kann das passieren?) oder b) ich das einfach nicht schaffe.

In der Berufschule war ich kein Überflieger, habe aber die schriftliche Prüfung mit 3 und die mündliche Prüfung mit 2 bestanden. (Also wenn ich mich reinhänge und ordentlich lerne kann ich das eigentlich).

Ich habe leider keine Vorstellung davon wie das abläuft, was man zahlen muss usw. Könnt ihr mir einen Rat geben? :nachdenk
LG

Sandra :wink1
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#39

15.02.2017, 12:23

Zunächst müsstest Du Dir darüber klar werden, in welche Richtung die Weiterbildung gehen soll. Das fehlende Abi ist i. d. R. kein Problem. Für die Weiterbildung zum Rechtsfachwirt bräuchtest Du aber zusätzlich zur Ausbildung noch 2 Jahre Berufserfahrung. Hier mal als Beispiel ein Link vom ReNo-Bundesverband mit ersten Anhaltspunkten zu Inhalt und Kosten der Weiterbildung zum Rechtsfachwirt:
http://www.reno-bundesverband.de/Studiu ... hwirt.html
Es gibt aber noch diverse andere Anbieter für eine Weiterbildung zum Rechtsfachwirt, einige bieten auch ein Fernstudium an (z. B. die Beuth Hochschule in Berlin). Es gibt dort teilweise erhebliche Differenzen bei den Kosten. Unter Umständen kann man Meister-BAföG erhalten. Einige wenige Anwälte bezahlen auch die Weiterbildung zum Rechtsfachwirt.
Daneben gibt es noch diverse Weiterbildungsmöglichkeiten für einzelne Bereiche (Buchhaltung, Legal/Business English, sog. Sachbearbeiterlehrgänge). Es kommt halt immer darauf an, wo man seine berufliche Perspektive sieht.
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