Richtiges Ablehnen bzw. Nichtbeantworten von Anfragen

Hier hinein gehören alle Themen rund um Büroorganisation, Büroverwaltung, Kanzleiorganisation etc.
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Katja3
Foren-Praktikant(in)
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#1

28.04.2015, 20:22

Hallo,

ich bin neu hier, bitte korrigiert mich wenn ich etwas falsch mache, und Danke für Eure Zeit, schon einmal.

Ich bin Sekretärin für einen Rechtsanwalt (Einzelanwalt), der in der Öffentlichkeit recht aktiv ist. Er ist im Netz aktiv, hält Vorträge, schreibt Artikel usw. Daher bekommen wir sehr sehr viele Anfragen, und meine Aufgabe ist, diese zu verwalten.

Nun ist es so, dass wir unglaublich viele Anfragen bekommen, wo kein Mandat gewünscht wird, sondern die kostenlose Beantwortung von "kurzen" Anfragen. Sicher kennt dies jeder von Euch, aber bei uns ist es halt schon extrem.

Wir werben nicht mit kostenloser Beratung, und haben schon fast überall (Kontaktformular, Impressum, Facebook) deutlich gemacht, dass wir diese nicht leisten.
Am Telefon blocke ich diese ab, dies ist aber oft leider sehr unschön. Sage ich per Email freundlich ab, kommt fast immer eine Rückmeldung, entweder man versucht es nochmal telefonisch, oder versucht meinen Chef auf Facebook oder Twitter "persönlich" anzuquatschen, man wird unverschämt, oder bettelt. ("das können SIE gar nicht beurteilen", "geben Sie mir sofort Ihren Vorgesetzten", "das ist in Berlin aber so üblich" oder "ich lade Sie auch auf ein Bier ein") Dies kostet sehr viel Zeit, besonders, da ich nicht unfreundlich sein möchte, aber ich mich auch nicht immer wieder lange rechtfertigen möchte. Sobald diejenigen Kontakt mit mir haben, lassen sie oft einfach nicht locker, zu oft scheinen sie damit durchgekommen zu sein.

Meinen Chef nervt dies ebenso, er berät durchaus Pro Bono, aber auf keinen Fall diese Kostenlosschnorrer. Nun sagte er mir, ich solle die Anfragen die per Mail und Facebook kommen, gar nicht erst beachten. Da jede zweite freundliche Absage einen Rattenschwanz an Feedback mit sich führt und das passiert gut und gerne 5 Mal am Tag.

Ich habe viel nachgefragt und gegoogelt. Leider nichts herausgefunden. Darf ich diese Anfragen einfach unbeantwortet lassen? Und wo ist die Grenze? Oft wird ja auch unterschwellig geschnorrt, also als Mandatsanfrage getarnt und mit einem "Zuvor bitte ich Sie aber mir ganz kurz x und y (und a,b,c,e,f,...) zu erläutern. Oft sind diese Fragen auch mit "dringend" und "nur persönlich zu erklären" getarnt, damit der doofe Vorzimmerdrache sie nicht rausfiltert.

Wo sehr Ihr die Grenzen? Welche Strategien können hier helfen? Laut Kammer müssen wir "Mandatsanfragen" zeitig ablehnen, aber wenn jemand klar nichts vergüten möchte oder die Hinweise übergeht, ist das dann eine Mandatsanfrage? Was kann passieren wenn wir einfach gar nicht antworten?

Liebe Grüße und Danke,

Katja
Sonnenkind
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#2

28.04.2015, 20:39

Meine Chefin ist beratend in einem Mietverein tätig. Hier denken dann auch viele Mitglieder, dass sie dann einfach bei Fragen in der Kanzlei anrufen können. Ich mache ihnen das in regelmäßigen Abständen klar, dass das nicht geht und sie erst über den Mietverein einen Termin vereinbaren müssen, damit auch gewährleistet ist, dass dann bei eventuellen gerichtlichen Angelegenheiten die Rechtsschutz greift. E-mail-Anfragen beantworte ich eigentlich jede; kostenlos kommt an mir eigentlich so gut wie keiner vorbei. Klar, wenn ein Mandant mehrere Sachen bei uns hat oder immer wieder kommt, dann ist das wieder etwas anderes. Wenn aber nur so eine kostenlose Kurzberatung gewünscht wird, von Personen, die wirklich nur auf kostenlosen Rechtsrat aus sind, ist das nicht drin. Entweder die Leute machen einen Termin aus und bringen dann auch gleich einen Vorschuss mit oder sie gehen woanders hin
Wir haben so einfach auch unsere Außenstände ganz gut im Griff.
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#3

29.04.2015, 08:05

Da es tatsächlich so viel Zeit in Anspruch und Dein Chef Dir auch gesagt hat, Du sollst die Anfragen ignorieren, würde ich das auch tun. Ich gehe davon aus, dass Du sehr wohl zwischen "seinen Kontakten" und einfachen Anfragen unterscheiden kannst. Solange der Chef hinter Dir steht, ist doch alles in Ordnung.

Vielleicht sollte Dein Chef noch einmal explizit auf Twitter/Facebook klarstellen, dass solche Anfragen nicht gewünscht sind und ignoriert werden.
Liebe Grüße

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#4

29.04.2015, 10:06

Ich würde diese Anfragen auch ignorieren.

Ich z. B. beantworte keine Mails von potentiellen Neumandanten, die

- keine vernünftige Anrede enthalten
- keine Telefonnummer enthalten
- offensichtlich nachts unter Alkohol-/Drogeneinfluss geschrieben wurden
- deren Satzbau verwirrend ist (meist nichtdeutsche Muttersprachler) und bei denen man erkennt, dass man sich nicht mal um korrektes Deutsch bemüht hat.

Ganz selten kommt da etwas nach - aber dann ist es meist ernst gemeint und es wird ein Mandat draus. ;)
mrsgoalkeeper
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#5

29.04.2015, 10:56

Da Du ja eine "Absage" verschickst würde ich in diese aufnehmen, dass auf weitere Nachfragen nicht mehr geantwortet wird. Anschließend würde ich dann auch genauso wie angekündigt und vom Chef auch abgesegnet verfahren, nämlich ignorieren.
Für die einen ist es die US-Wahl, für den Rest der Welt ist es 9/11
Schreibblitz
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#6

29.04.2015, 11:44

mrsgoalkeeper hat geschrieben:Da Du ja eine "Absage" verschickst würde ich in diese aufnehmen, dass auf weitere Nachfragen nicht mehr geantwortet wird. Anschließend würde ich dann auch genauso wie angekündigt und vom Chef auch abgesegnet verfahren, nämlich ignorieren.
Diese Vorgehensweise finde ich gut. Ich würde dann aber vielleicht noch mit aufnehmen, dass jede Art der Kontaktaufnahme zwecklos ist und ignoriert wird. Sonst macht der ein oder andere Telefon- oder Besuchsterror, wenn er per Mail keine Auskunft mehr kriegt. Bei manchen Leuten muss man alle Eventualitäten berücksichtigen. ;)
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. (Reinhold Niebuhr)
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